UMTS erfordert Umdenken beim Billing

09.08.2001
Von Sabine Ranft
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Viel Geld haben die Mobilfunkbetreiber bereits in die UMTS-Lizenzen investiert. Doch bevor die Technik Gewinn bringt, müssen sie weitere Hürden nehmen: Beispielsweise benötigen sie nun komplexere Billing-Systeme. Erste Schritte in diese Richtung sind bereits getan.

Wie das Billing für UMTS genau aussehen wird, steht noch in den Sternen. Nach dem Stand der heutigen Diskussion zeichnen sich folgende Modelle ab: Erstens die Abrechnung nach übertragener Datenmenge beziehungsweise Anzahl der Transaktionen, zweitens Pauschalgebühren, drittens das Billing nach dem Nutzwert der Daten. Dabei soll neben der übertragenen Menge auch die Qualität der Daten eine Rolle spielen. Viertens schließlich die Finanzierung durch Werbung. Jede dieser Varianten hat ihre Stärken und Schwächen. Die Abrechnung nach übertragener Menge zum Beispiel lässt den Nutzwert der Daten unberücksichtigt. Zudem hängt die Transparenz der Rechnung stark davon ab, wie die Datenmenge gemessen wird - in Einheiten, Minuten, KB oder Paketen. "Viele Kunden würden eine Abrechnung auf Basis von Paketen nicht verstehen", glaubt Norbert Scholz, Analyst bei Dataquest IT Services.

Um zumindest die Kritik an der rein quantitativen Orientierung zu berücksichtigen, brachten findige Strategen die nutzwertabhängige Tarifierung ins Gespräch. Wie hoch die Akzeptanz der Benutzer für diese Methode sein wird, ist ungewiss, denn bislang existieren keine Erfahrungswerte. Schwierigkeiten dürfte zudem die Bewertung der Qualität bereiten. Sieht eine derartige Abrechnung dann aus wie eine Zahnarztrechnung, die für besonders schwierige Behandlungen den doppelten oder dreifachen Satz veranschlagt? Und wie lassen sich diese Rechnungen kontrollieren? Laut Scholz stellt auch die Komplexität der Beziehungen zwischen den Carriern, den Lieferanten der Inhalte und Betreibern von Portalen ein ernsthaftes Hindernis für diese Form der Abrechnung dar. Diese drei Parteien müssen nämlich den Kuchen unter sich aufteilen.

Um den Nutzwert von Informationen zu bewerten, ist erforderlich, dass ein Billing-System zwischen Sprache, Daten und verschiedenen Applikationen unterscheiden kann. Dazu muss es die einzelnen Pakete öffnen. Dies wirkt sich unter Umständen auf die Performance aus. "Man benötigt dafür leistungsfähige Mediations-Tools", erklärt Norbert Scholz. Er zählt als Beispiele die Hersteller Narus, Xacct, AP Engines, Ace*Comm und EHPT auf.

Eine Alternative zu nutzwertabhängigen Tarifen ist die Abrechnung nach Quality-of-Service (QoS). Während bei Ersterer die inhaltliche Bewertung der Daten im Vordergrund steht - ob es sich um eine Übertragung von beliebigen Internet-Inhalten, Sprache oder etwa spezielle Anfragen aus Datenbanken handelt -, bezieht sich QoS hauptsächlich auf die Güte der Netzverbindung. Hier gehen Parameter wie Paketverlustrate oder Verzögerungszeiten ein, die etwa bei Voice over IP (VoIP) einen größeren Einfluss haben als für die Übertragung eines Textes. Hersteller wie EHPT und Portal Software betonen, ihre Lösungen unterstützten die Abrechnung nach QoS schon heute. Doch in der Praxis spielt das noch keine Rolle.

Pauschalgebühren: Nicht profitabel