Umsatzrückgang und Verlust im Geschäftsjahr 1987:Deutsche ICL mit kräftigen Einbußen

19.02.1988

NÜRNBERG (CW) - Mit einem "leichten" Umsatzrückgang um angeblich nur zehn Prozent kam die ICL Deutschland GmbH, Nürnberg, im Geschäftsjahr 1987 davon. Nach dem optimistischen Plan des Tochterunternehmens der britischen International Computer Ltd. hätten aber die Einnahmen eigentlich um 18 Prozent steigen müssen.

Die Nachricht vom geschäftlichen Mißerfolg der Nürnberger kam nicht überraschend. Bereits Ende Dezember war aus verschiedenen Quellen durchgesickert, daß die fränkische ICL-Dependance die gesteckten Ziele weit verfehlen werde. Der Düsseldorfer Branchendienst "Info-Markt" wagte sich am weitesten vor mit der Behauptung, der Umsatz sei von den 74 Millionen Mark des Jahres 1986 auf 60 Millionen Mark zurückgefallen; der Betriebsverlust belaufe sich auf 33 Millionen Mark. Ob der Minderumsatz des Jahres 1987 nun 14 (Info-Markt) oder nur rund 7 Millionen Mark (ICL-Geschäftsführer Werner Ott) beträgt, bleibt, wie das tatsächliche Defizit, bis zur Gesamtbilanz der Mutterfirma im März im Ungewissen.

Die Prognosen seien überzogen gewesen, gestand Geschäftsführer Ott vor der Presse. Der Aufbau der Infrastruktur des Unternehmens sowie die geplante Neuformierung sei 1987 noch nicht abgeschlossen gewesen. Daß ICL aber auf dem richtigen Weg sei, zeige der Anteil des Neukundengeschäfts, der 1987 gemessen am Gesamtumsatz über 50 Prozent gelegen habe nach 20 Prozent 1986. Rund 80 Prozent des Neugeschäfts seien auf den Unix-Bereich entfallen.

Um mit Unix-Lösungen im Neukundengeschäft noch schlagkräftiger auftreten zu können, so Ott wolle man sich auf "strategische Zielmärkte" konzentrieren. Entsprechend diesen Vorgaben sei ICL seit 1987 auch umorganisiert worden. Mit der Einrichtung eines German Porting Centre in Nürnberg habe ICL die Grundlage geschaffen, um die Software-Basis für ICL-Unix-Systeme zu erweitern. Ziel sei es nun, integrierte Lösungen vor allem im Bereich der Bürokommunikation anzubieten. Entsprechende Erweiterungen, die auf Unix-Rechnern sowohl Prozeß- und Betriebsdatenerfassung zusammen mit der Bürokommunikation ermöglichen, sollen auf der Hannover-Messe vorgestellt werden.

Nicht nur wegen der laufenden Umstrukturierung, sondern auch wegen des Umsatzrückgangs, erklärte Ott, hätte das Unternehmen auf der Kostenseite entsprechende Schritte zu tun. Nachdem die Mitarbeiterzahl in den vergangenen zwei Jahren gestiegen sei, müsse jetzt im "Rahmen einer Transformationsphase" mit gewissen "Umschichtungen" der Mitarbeiter gerechnet werden.