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Umsatzeinbruch erschwert Baan-Verkauf

30.05.2003

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Nach Baans drastischem Umsatzrückgang im vergangenen Geschäftsjahr tut sich die Konzernmutter Invensys offenbar schwer, den niederländischen ERP-Anbieter wie geplant für 85 Millionen Pfund (138,5 Millionen Dollar) zu veräußern (Computerwoche online berichtete). Ursprünglich wurde erwartet, dass der britische IT-Mischkonzern den Baan-Verkauf am gestrigen Donnerstag zusammen mit den Ergebnissen des Ende März abgelaufenen Fiskaljahres 2002/2003 bekannt gibt. Statt dessen berichtete CEO Rick Haythornthwaite lediglich, sein Unternehmen verhandle derzeit noch mit einigen Interessenten. Einen weiteren Zeitplan wollte der Konzernchef nicht nennen.

Möglicher Grund für die Zurückhaltung ist die gesunkene Nachfrage nach Baan-Produkten: Laut vorläufiger Berechnungen sanken die Einnahmen der niederländischen Softwareschmiede gegenüber dem Vorjahr um 22,3 Prozent von 242 Millionen auf 188 Millionen Pfund (304 Millionen Dollar). Als Resultat verbuchte Baan einen operativen Verlust von 25 Millionen Pfund (40,7 Millionen Dollar) verglichen mit einem Betriebsgewinn von fünf Millionen Pfund (8,1 Millionen Dollar) im Geschäftsjahr 2001/2002. Die Konzernmutter erklärte dazu, trotz signifikanter Stellenstreichungen und Kostensenkungen sei es nicht gelungen, den Einbruch bei den hochmargigen Lizenzerlösen aufzufangen.

Invensys selbst steigerte den Jahresverlust von 869 Millionen auf 1,44 Milliarden Pfund (2,36 Milliarden Dollar). Grund war unter anderem eine Wertberichtigung von 585 Millionen Pfund (953,5 Millionen Dollar) auf (Fehl)Investitionen - ein Großteil davon entfiel auf Baan.

Das in London ansässige Unternehmen hatte den ERP-Anbieter im Jahr 2000 für 708 Millionen Dollar übernommen und in seine Sparte Production-Management eingegliedert. Um profitabel zu werden und seinen Schuldenberg abzubauen, schrieb Invensys Baan neben weiteren Geschäftsfeldern Mitte April zum Verkauf aus. Als potenzieller Übernahmepartner wurde zuletzt die Private-Equity-Gesellschaft General Atlantic Partners (GAP) gehandelt, Marktbeobachter rechneten außerdem, dass auch der Baan-Gründer Jan Baan ein Angebot abgeben wird. (mb)