Umfrage der Giga Information Group

Umfrage der Giga Information Group Microsoft fällt bei IT-Managern durch

15.01.1999
MÜNCHEN (qua) - Welchem IT-Lieferanten vertrauen die Kunden am meisten? - Microsoft jedenfalls nicht. Bei einer Umfrage des Marktforschungs- und Beratungsunternehmens Giga Information Group Inc. bezeichneten 59 Prozent der befragten IT-Manager den Softwareriesen als den unglaubwürdigsten Anbieter der Branche.

Wer sich in den IT-Abteilungen europäischer und amerikanischer Unternehmen umschaut, sollte meinen, Microsoft habe das Vertrauen der Management-Ebene gewonnen: Auch unter Großanwendern gelten die Produkte des Windows-Anbieters als strategisch.

Doch die Ergebnisse der Giga-Umfrage sprechen eine andere Sprache: Nur eine kleine Minderheit von sieben Prozent erklärte Microsoft zum Anbieter ihres Vertrauens, während je drei von fünf die Firmen Hewlett-Packard (HP), IBM, Sun, Intel, Compaq und Oracle, ja sogar den Internet-Newcomer AOL-Netscape für glaubwürdiger halten. Diese Befragung erhebt allerdings keineswegs den Anspruch, repräsentativ zu sein. Das Marktforschungs- und Beratungsunternehmen mit Hauptsitz in Cambridge, Massachusetts, hatte den rund 340 Teilnehmern der in Paris veranstalteten Tagung "Emerging Technology Scene" (ETS) nur zwei Fragen gestellt: "Welchem Anbieter vertrauen Sie am meisten?" und "Welchem Anbieter trauen Sie am wenigsten über den Weg?" Überdies standen lediglich acht Unternehmen zur Wahl. Die Resultate taugen deshalb allenfalls dazu, einen Trend zu dokumentieren.

Offenbar gibt es eine Diskrepanz zwischen der Microsoft- freundlichen Strategie vieler Anwenderunternehmen und dem, was die IT-Manager tatsächlich von ihrem Softwarelieferanten halten.

Rob Enderle, Vice-President Research der Giga Information Group, leitet aus den Ergebnissen ein Informationsproblem innerhalb der Microsoft Corp. ab: Das schwelende Mißtrauen der Kundenbasis habe sich im Management des Software-Unternehmens wohl noch nicht herumgesprochen. Unverhohlen empfiehlt der Chef-Forscher deshalb Bill Gates und seiner Führungsriege, nicht mehr einseitig den positiven Berichten aus dem Markt zu lauschen, sondern auch den kritischen Tönen ein Ohr zu leihen.

Daß die Zweifel an Microsofts Glaubwürdigkeit lediglich auf das schwebende Kartellrechtsverfahren zurückzuführen sei, bestreitet Enderle. In der auf die Umfrage folgenden Diskussion habe sich vielmehr herausgestellt, daß die Kunden ihre Sorgen schon geraume Zeit mit sich herumtragen, aber erst jetzt bereit sind, sich dazu zu äußern. Wie jemand aus dem Auditorium andeutete, wagen die Anwender nicht, sich mit ihrem Mißmut direkt an den Hersteller zu wenden, weil sie dessen Vergeltung fürchten.

Im Vergleich zu Microsoft erfreuen sich Hewlett-Packard (HP) und IBM bei den IT-Managern offenbar weitaus größeren Vertrauens. Erstaunlicherweise legen die Ergebnisse der Umfrage die Vermutung nahe, daß die Glaubwürdigkeit von HP unter der Partnerschaft mit Microsoft nicht gelitten hat. Zudem sieht es so aus, als trügen die Bemühungen der IBM, ihr angeknackstes Image wieder aufzupolieren, Früchte. Daraus schließt Enderle wiederum, daß Gates künftig womöglich den kürzeren zieht, wenn er versucht, mit Big Blue zu konkurrieren.

Parallel dazu verzeichnet die Giga Information Group eine "ungewöhnlich starke" Affinität der IT-Manager zu Third-Party- Produkten, die als Ersatz für Microsoft-Produkte dienen können. Im Juni vergangenen Jahres waren die Teilnehmer einer ähnlichen Veranstaltung gefragt worden: "Würden Sie die Möglichkeit ergreifen, von Windows wegzugehen, wenn sich dadurch ansonsten nichts ändern würde?" Damals beantworteten 58 Prozent der Befragten diese Frage mit "ja". In den Diskussionen stellte sich dann heraus, daß die tatsächliche Anzahl der wechselwilligen Windows-Kunden wahrscheinlich noch höher liegt. Die Gründe reichen vom mangelnden Vertrauen in den Hersteller über den Vorwurf, NT zu früh forciert zu haben und zu wenig Rücksicht auf die Kundenbedürfnisse zu nehmen, bis hin zur Furcht davor, was Microsoft mit der Kontrolle über seine Kundenbasis wohl anfangen werde.