UMA: Löst das Handy die Bürotelefone ab?

19.07.2006
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
Mit dem Unlicensed Mobile Access (UMA) sollen Festnetz und Mobilfunk konvergieren.

Sie haben gerade erst mehrere tausend Euro in neue VoIP-Telefone investiert, um an der viel propagierten Konvergenz von IT- und TK-Welt teilzuhaben? Dann sollten Sie sich nicht wundern, wenn die Industrie Ihnen eine lange Nase zeigt und Sie zu weiteren Investitionen auffordert.

Hier lesen Sie …

  • wie die Industrie die Ablösung des Tischtelefons propagiert;

  • welche Wireless-Techniken zur Diskussion stehen;

  • was UMA ist;

  • wie diese Technik funktioniert;

  • wo ihre Grenzen liegen.

Denn das klassische Tischtelefon - egal ob VoIP oder POTS - war gestern, der moderne, auf seine Wettbewerbsfähigkeit achtende CIO kauft jetzt Mobiltelefone, neudeutsch auch als Dual-Mode-Handys bezeichnet. Nur mit diesen, so tönt es aus den Marketing-Abteilungen der Hersteller, lässt sich der Mitarbeiter überall reibungslos in den Kommunikationsfluss und Workflow eines Unternehmens einbinden.

Prinzipiell funktioniert UMA ähnlich wie das klassische GSM-Netz, nur dass beipielsweise WLAN-Access-Points die Basisstationen ersetzen. Dies soll unter anderem eine bessere Indoor-Abdeckung ermöglichen.
Prinzipiell funktioniert UMA ähnlich wie das klassische GSM-Netz, nur dass beipielsweise WLAN-Access-Points die Basisstationen ersetzen. Dies soll unter anderem eine bessere Indoor-Abdeckung ermöglichen.

Dass die Tage des klassischen Festnetzanschlusses gezählt sind, ist unbestritten. Nach einer Erhebung des Beratungsunternehmens Techconsult GmbH, Kassel, sinkt die Zahl der in deutschen Unternehmen genutzten Festnetzanschlüsse monatlich um rund 8000. "Dabei migrieren 40 Prozent zu VoIP, während 60 Prozent auf eine mobile Lösung setzen", konkretisiert Frank Heuer, Analyst und Leiter des Kompetenzzentrums Communications bei Techconsult, die Zahlen. Zudem wollen in den nächsten zwei Jahren 15 Prozent der mittelständischen Unternehmen zumindest einen Teil ihrer Festnetztelefone durch Handys ersetzen.

Je nach Unternehmensgröße setzen die Anwender dabei aus unterschiedlichen Motiven auf eine mobile TK-Lösung. Bei kleineren Unternehmen, etwa im Baugewerbe, bei Handelsvertretungen oder Dienstleistern steht der Kostenaspekt im Vordergrund. "Für größere Unternehmen zählen dagegen", so Analyst Heuer, "eher Argumente wie Komfort und Integration." Etwa wenn ein Mitarbeiter auf dem Unternehmenscampus überall erreichbar ist und dennoch günstig durch die Anbindung an die eigene TK-Anlage telefonieren kann. Und unterwegs ist der Nutzer dank der Integration überall unter seiner Office-Nummer erreichbar, da die Anrufe entsprechend geroutet werden. Wird der Integrationsgedanke konsequent gelebt, kann der Benutzer unterwegs Applikationen wie das Unternehmenstelefonbuch oder CRM-Anwendungen auf dem Mobiltelefon nutzen.