Marktübersicht und Ratgeber

Ultrabooks fordern das iPad heraus

09.01.2012
Von 
Klaus Hauptfleisch ist freier Journalist in München.

Ultrabook-Technik und das Problem mit den Preisen

Die in Ultrabooks eingesetzten mobilen Core-i5- oder Core-i7-Prozessoren aus Intels „Sandy Bridge“-Stall haben zwar ULV-Eigenschaften mit einem Stromverbrauch von maximal 17 Watt mit geringeren Taktraten. Wie aber beispielsweise die Computerwoche-Schwester PC Welt feststellt, meiden die Hersteller den Begriff Ultra Low Voltage, weil sie befürchten, dass sich so mancher Käufer noch an die enttäuschende Prozessorleistung der 2009 lancierten Consumer-Variante CULV erinnert. Ohne Turbo-Boost haben die aktuellen Ultrabook-Prozessoren tatsächlich nur eine den neueren Atom-Geschwistern ähnliche Taktrate von 1,8 GHz respektive 1,6 GHz, mit drehen sie auf maximal 2,9 und 2,3 GHz auf.

Der Preis ist keineswegs heiß

Im Unterschied zu teuren Subnotebooks und Luxus-Laptops wie dem MacBook Air oder dem 900X3A von Samsung sollen die Ultrabooks im Einstieg nicht mehr als 1.000 Dollar kosten, so eine weitere Intel-Vorgabe. Die ist allerdings schon aufgrund der CPU-Preise selbst kaum einzuhalten. Bis zu 300 Dollar und mehr hat Intel für sich anfangs allein abzwacken wollen, heute sind es 170 bis 200 Dollar das Stück - bei großer Abnahmemenge, versteht sich.

Mittlerweile hat Intel dem Ultrabook-Projekt einen 300-Millionen-Dollar-Marketingplan mit auf den Weg gegeben, aus dem 100 Dollar Zuschüsse pro Gerät fließen sollen. Angesichts der vom Industriebeobachter IHS iSuppli jüngst errechneten Gesamtkosten von 940 Dollar für ein Ultrabook mit 13,3-Zoll-Display sind für die Hersteller dennoch kaum Margen drin. Denn die geforderte Instant-on-Zeit ist nur mit Solid State Disk (SSD) zu erreichen.

Intels Strategie und Vorgaben für Ultrabooks

Phase 1 (2011)

Endkundenpreis:

unter 1.000 Dollar für Einstiegsmodelle

Bauhöhe:

max. 18 mm bei Display bis 14 Zoll

max. 21 mm bei Display ab 14 Zoll

Kulanz von 2 mm bei Convertibles

Gewicht:

unter 1,4 kg

Prozessoren:

2.Generation von Intel Core i5 und Core i7 mobile (Sandy Bridge, 32 nm) mit max. TDP von 17 W

Akku:

am besten Li-Polymer mit 36-41 Wh

Akku-Laufzeit:

mindestens 5 Std., besser 8 Std.

Opt. Laufwerk:

nicht integriert

Massenspeicher:

SSD oder Hybrid-HDD mit kleinem SSD-Speicher

Standby/Tiefschlaf:

30 bis 50 Std.

Weckzeit:

max. 7 Sek.

Phase 2 (Plan 1H/12)

Prozessoren:

Intels neue „Ivy Bridge“-CPUs auf Basis der 22-nm-Fertigung und 3D Trigate-Transistoren mit max. TDP von 15 W

Features:

Touch- und Tablet-Funktion mit Windows 8

Phase 3 (Plan 2013)

Prozessoren:

Völlig neue Architektur unter Intel-Codenamen „Haswell“ mit nur noch etwa halben TDP für noch längere Akku- und Standby-Zeiten

Mit mageren 128 GB kostet diese die Hersteller en gros 140 bis 150 Dollar das Stück – Tendenz derzeit eher steigend als fallend angesichts der Festplattenknappheit in Folge der Flutkatastrophe in Thailand. Um an der SSD-Front zu sparen, setzen die Hersteller bei manchen Modellen auf Hybrid-Festplatten mit eingebautem Mini-SSD- Speicher.

In Deutschland und anderen europäischen Ländern werden Dollarpreise meist eins zu eins in Euro abgebildet. 1.000 oder 800 Euro für ein Notebook mit vergleichsweise kleinem Bildschirm und Massenspeicher sind recht viel für die meisten Privatverbraucher, die sich an Preispunkte von rund 500 Euro gewöhnt haben - zumal bei den aktuellen Modellen von Acer, Asus, Lenovo und Toshiba derzeit nicht mal ein optisches Laufwerk drin ist.

Zielkundschaft sind in erster Linie Consumer. Aber selbst den meisten Business-Kunden dürften die Geräte zu teuer sein. Acer-Chairman J.T. Wang setzt auf neue Preispunkte wie 699 Dollar oder umgerechnet 530 Euro. Diesen hat Toshiba bei Best Buy in den USA übrigens schon getroffen, aber in unseren Breiten gelten eben andere Preise. Wie IDC-Analystin Eszter Morvay in einem Interview äußerte, würde sie empfehlen, mit Ultrabooks auch die Business-Kunden zu adressieren. Allerdings fehle es dafür noch an den geforderten Security-Features. Grafik-Anwender und Multimediafans vermissen eine diskrete Grafikkarte. Der Akku ist zudem in der Regel fest verbaut, Ersatz-Akkus haben meist nur eine verminderte Garantiedauer von sechs bis zwölf Monaten.