Die großen Hersteller von TV-Geräten haben das Thema Ultra-HD zu einem zentralen Trend der IFA in Berlin erklärt. Neue große Fernseher sollen das Bild mit Hilfe der Technologie fast noch schärfer als die Wirklichkeit aussehen lassen. Die Gerätehersteller erhoffen sich großes Interesse bei den Zuschauern, denn zuletzt war das Geschäft um ein Viertel eingebrochen. Die neue Technologie soll es nun richten.
Bislang gibt es allerdings kaum Inhalte, die in der ultrahohen Auflösung verfügbar sind. Sony produziert erste Spielfilme in dem Format, doch bis die TV-Sender ihre Programme in Ultra-HD ausstrahlen, dürften noch einige Jahre ins Land gehen. Schließlich sind viele Anstalten noch mit dem Umstieg auf HD beschäftigt.
Auch bei der Infrastruktur muss noch viel getan werden, da die Datenmengen durch Ultra-HD viel größer sind. Die Hersteller der TV-Panels gingen mit ihren Entwicklungen deutlich schneller voran als es bei den Fernsehanstalten und Filmstudios sinnvoll sei, sagte Helmut Stein von der Deutschen TV-Plattform. Es werde aber suggeriert, dass es sich bei den neuen Ultra-HD-Geräten um das neue Fernsehen handele, obwohl es an TV-Inhalten fehle.
Die viel größeren Datenpakete müssen entsprechend komprimiert werden, damit sie durch die Leitungen gehen. Dafür sei das Komprimierungsverfahren HEVC (auch H.265 genannt) als Nachfolger von MPEG4 dringend erforderlich, sagte Stein. Die entsprechenden Encoder und Decoder seien aber erst als Prototypen verfügbar und noch weit von der Marktreife entfernt.
- Messe-Premieren
Viele Hersteller nutzen die IFA, um ihre Produktneuheiten zu präsentieren. Wir haben einige Highlights für Sie zusammengestellt. - Festnetztelefon auf Android-Basis
Auf den ersten Blick wirkt es wie ein Smartphone. Hinter dem Gigaset E930 steckt ein Festnetztelefon mit Android-Bedienoberfläche. Damit können die Benutzer auf den Google Play Store mit seinen rund 600 000 Apps zugreifen, wobei das Gerät bereits mit einigen Apps ausgestattet sein. Laut Hersteller handelt es sich um ein "Full-Touch-Telefon, welches die heimische Vernetzung auch im Festnetz-Bereich vorantreiben soll". - UHD-fähiges Notebook
Im Zusammenhang mit der Intel-Präsentation steht unter anderem das Toshiba-Notebook Satellite P50-A11-L. Es verfügt über einen Haswell Quadcore Prozessor vom Typ i7-4700MQ, einen acht Gigabyte großen Arbeitsspeicher, eine ein Terabyte große HDD-Festplatte und eine Nvidia GeForce GT 745M Grafikkarte. - Erste 2-in-1-Geräte laufen wesentlich länger
Intel startet mit der vierten Generation der Intel Core Prozessorfamilie für Ultrabooks und 2-in-1-Geräte durch. Auf Basis seiner neuen Technik erwartet der Prozessoren-Hersteller über 50 verschiedene Gerätemodelle, die nun in der Kombination von Tablet und Ultrabook in unterschiedlichen Preissegmenten auf den Markt kommen. Die ersten Ultrabooks, 2-in-1-Geräte und tragbare All-in-One-Systeme sind bereits in der Quadcore-Version erhältlich. - Handy-Klassiker auf der Höhe der Zeit
"Kommen, sehen, staunen": Mit ähnlichen, aber etwas gesetzteren Worten wie der IFA-Messeveranstalter wirbt die Firma IVS für Ihren Messeauftritt. Das hat viel mit der Zielgruppe für ihre einfachen und vor allem seniorengerechten Mobiltelefone zu tun. Der Anbieter verspricht mit dem Modell Doro Liberto 810 ein "modernes Smartphone, das sich Ihrem Nutzungsverhalten anpasst und auf bequeme Weise durch Cloud-Funktionen verwalten und sichern lässt". - Günstiger TV-Tuner für Tablet & Co.
Die Humax-Tochter iCube bietet mit dem neuen DVB-T-Adapter Tivizen Pico 2 einen TV-Tuner für mobile Geräte von Apple an. Der Fernsehempfänger lässt sich direkt mit dem Lightning Connector des iPhone 5, des neuen iPad 4 oder des iPad mini und iPod touch der 5. Generation verbinden. Pfiffig ist nicht nur, dass hierfür keine Internetverbindung nötig ist und das mit der integrierten "charge while watch"-Funktion gleichermaßen der TV-Tuner wie auch das Apple-Gerät geladen werden. - 64-Gigabyte-Temporekord für Speicherkarte
Flashspeicher-Marktführer SanDisk stellt mit seiner Extreme microSDXC UHC-I die derzeit schnellste Karte vor, die am Markt erhältlich ist. Sie bringt es auf eine Lesegeschwindigkeit von bis zu 80 Megabyte pro Sekunde und auf ein Schreibtempo von bis zu 50 MB/s. Laut Hersteller können mit dem Produkt die Leistungspotenziale aktueller 4G-Smartphones, Tablets und Action-Kameras voll abgerufen. - Preisbombe eines 3D-Druckers
Das Versandhaus Pearl zündet nach eigenen Angaben eine Preisbombe und bringt den "ersten erschwinglichen 3D-Drucker" auf den Markt. Der FreeSculpt 3D-Drucker EX1 sei der erste 3D-Drucker für unter 800 Euro, der schon komplett montiert und auch kalibriert sei, erklärt der Anbieter aus Baden. Der Verkaufspreis des Basismodells ist auf der Pearl-Website derzeit um 1.000 Euro auf 799 Euro reduziert worden. - Aufklappbares Ultrabook für die Tasche
Kein Geheimnis ist hingegen das Acer Aspire P3: Das 1,39 Kilogramm leichte und 19,75 Millimeter flache Gerät soll in jede Tasche passen und die Leistungsfähigkeit eines Ultrabooks mit der Mobilität eines Tablets kombinieren. Je nach Variante arbeiten in dem Gerät Intel Core i3- oder -i5-Prozessoren, 60 oder 120 Gigabyte große SSD-Festplatten und das Betriebssystem Microsoft Windows 8.
Sind Ultra-HD-Fernseher zumindest derzeit also eine Mogelpackung? Die neue Technologie bringt mit 3840 mal 2160 Pixel auf jeden Fall vier Mal mehr Bildpunkte auf den Bildschirm als das bei Full-HD der Fall ist. Hinzu kommt, dass die Panels die eingehenden Signale qualitativ so gut interpolieren können, dass selbst ein betagtes PAL-Signal ein gutes Bild abgibt. Redakteure des Fachmagazins "c't" zeigen auf der IFA, wie das auf einem Ultra-HD-Fernseher von Sony aussieht und wie gestochen scharf ein HD-Signal selbst bei geringem Abstand wirkt.
Samsung etwa geht für seine Ultra-HD-Fernseher eine Partnerschaft mit dem Satelliten-Betreiber Eutelsat ein, der in Kürze einen Demokanal für Ultra-HD-Sendungen starten will. Über eine App sollen die Besitzer eines Samsung-Fernsehers damit schon einmal sehen können, was die Zukunft bringt.
Einen technischen Flaschenhals gibt es allerdings noch, und zwar die HDMI-Schnittstelle, die Fernsehsignale in hoher Auflösung in den Fernseher leitet. Für die schnelle Übertragung der Ultra-HD-Daten mit einer Bildwiederholrate von 60 Hertz soll der neue Standard HDMI 2.0 geeignet sein, der auch einen von der Filmindustrie geforderten Kopierschutz enthält. Das Manko: Entsprechende Anschlüsse werden erst Ende des Jahres verbaut werden können.
Um ihre schon heute auf der IFA präsentierten TV-Geräte trotzdem zukunftssicher auf den Markt zu bringen, gehen die Gerätehersteller verschiedene Wege. Sony etwa bietet den Käufern eines Ultra-HD-Geräts ein nachträgliches Software-Upgrade an. Samsung will das Problem auf Hardware-Seite lösen und bietet eine spezielle Box mit allen Anschlüssen, die beim Umstieg auf HDMI 2.0 einfach ausgetauscht werden kann. Auch Philips will mit einer Hardware-Lösung seine Geräte für die Zukunft rüsten.
Die Hersteller hoffen, dass sich mit der IFA und der neuen Technologie das Geschäft mit TV-Geräten nach der Flaute wieder kräftig belebt. Und um den Markt anzutreiben, lassen sie zur Messe unter dem Funkturm auch die Preise purzeln. Anders als bei früheren Hightech-Entwicklungen soll es nicht Jahre dauern, bis die Geräte auch den Massenmarkt erreichen. Die magische Grenze liege bei weniger als 3000 Euro, ist sich Sascha Lange von Toshiba sicher. (dpa/tc)