Schnelligkeit statt Perfektion im computerunterstützten Übersetzungsbereich:

Übersetzer feilt den Maschinentext

06.03.1981

MÜNCHEN (pi) - Die Zeiten, in denen der Übersetzer fremdsprachige Vokabeln nachgeschlagen hat und mit der Beugung von unregelmäßigen Verben kämpfte, sind vorbei. Die Bots Sprachen und Technik GmbH, München, bietet eigenen Angaben zufolge ein System zur Sprachenübersetzung an, das seinem Wortschatz nach dem Sprachbedarf des Benutzers angepaßt ist. Die Lösung liegt nach Angaben des Herstellers nicht in der Perfektion des zielsprachigen Textes, sondern in der Zeitersparnis, indem sie dem Übersetzer nur noch die Korrektur des Maschinentextes überläßt.

Schnelligkeit, Exaktheit und Ausdauer - diese "natürlichen Fähigkeiten" des Rechners benutzt der Bayerische Übersetzungsdienst Jaques für die Erstellung eines Maschinentextes, dem es eigenen Angaben zufolge an Sprachgewandtheit, Perfektion und grammatischer Exaktheit fehlt.

Ein aus den USA bezogener 256-KByte-Rechner mit auf eine Gesamtkapazität von etwa 100 Megabyte ausbaufähigen Plattenspeichern, versehen mit bis zu acht Bildschirm-Arbeitsplätzen und peripheren Einrichtungen, wie I/O-Handler für DFÜ, Disketten oder Magnetband-Lesestation, Hochleistungsdruckern bildeten die Hardware-Komponenten.

Grundbestand der Sprachen-Software sei ein Thesaurus von 11 000 Worten für die Quell- und Zielsprache, der durch Terminologen je nach Bedarf weiterentwickelt und in einem einfachen Dialogverfahren in den Wortspeicher als Wortgleichung eingelesen wird. Diese Datenbank werde pro Wort nicht über Kodierung abgerufen. Bots entwickelt eigenen Angaben zufolge eine für jeden Kunden "maßgeschneiderte" Terminologie.

Nachdem der zu übersetzende Text manuell über die Tastatur oder durch Einlesen der Disketten- oder Magnetbänder in die Anlage eingespeichert wurde, suche die Maschine die Terminologie im Wortspeicher, analysiere in einem Hypotheseverfahren Satz für Satz, ähnlich wie bei Schachcomputern, nur sehr viel komplexen, und setze dann den Text in die gewünschte Zielsprache um. Hierbei vollziehen sich Erkennen vom Homographen beziehungsweise Synonymen, Konjungation von Verben in allen Zeiten, Deklination von Substantiven, Suche nach Subjekt und Prädikat, Reordering von Adjektiven und Einbeziehung idiomatischer Redewendungen. Dies geschehe mit einer Umsetzungsleistung von etwa 1000 bis 1500 Zeilen pro Stunde, was dem Sieben- bis Zehnfachen der durchschnittlichen Leistung eines Industrieübersetzers entspreche.