Strato-Rivale 1&1 meldet Interesse an Server-Farm und Kunden an

Übernahme-Poker um KPN-Qwest-Rechenzentrum

14.06.2002
MÜNCHEN (CW) - Unklarheit herrscht nach wie vor über die Folgen der KPN-Qwest-Pleite. In die Auseinandersetzung um eine mögliche Übernahme des Strato-Rechenzentrums in Karlsruhe hat sich nun Erzrivale 1&1 Internet eingeschaltet.

Die Teles-Tochter Strato, die ein Drittel aller .de-Domains hostet, ist in zweifacher Hinsicht von der KPN-Qwest-Pleite betroffen: Die etwa zwei Millionen Domains des Berliner Web-Space-Vermarkters werden im Karlsruher Rechenzentrum der ebenfalls insolventen KPN Qwest Deutschland gehostet, außerdem lief die Netzanbindung bisher über den KPN-Qwest-Backbone. Einem Totalausfall durch die drohende Netzabschaltung hat Strato rechtzeitig vorgebeugt, indem kurzfristig zwei alternative Breitband-Leitungen geschaltet wurden.

Unklar ist allerdings nach wie vor, wie es mit dem Betrieb des Rechenzentrums weitergehen soll. Teles-Chef Sigram Schindler sprach zunächst davon, dass Strato "die Finanzkrise der niederländischen Muttergesellschaft der deutschen KPN Qwest nutzen" wolle, um einen Gesellschafterwechsel zu betreiben. Eine überraschende Wendung hat die Angelegenheit allerdings nun durch Äußerungen des Strato-Konkurrenten 1&1 Internet genommen. Auch dieser in Karlsruhe ansässige Erzrivale von Strato hat ebenfalls Interesse an einer Übernahme angemeldet.

Nicht ganz selbstlos kritisiert unterdessen 1&1-Vorstandssprecher Andreas Gauger den Preisverfall im Hosting-Geschäft. Die bisherige Verbilligung habe ihren Grund in den massiven Überkapazitäten. "Das ist eine vorübergehende Erscheinung, die mit Abschluss der Marktkonsolidierung verschwinden wird", so Gauger.

Ohne ein direktes Übernahmeangebot an Strato-Kunden auszusprechen, hat Gauger angekündigt, dass 1&1 seine Kapazität bis 1. Juli um 65 Prozent erweitert, was dem Platz von etwa 1,7 Millionen Domains entspricht. (wm)