Übernahme kostet nun 6,5 Milliarden Dollar

Übernahme kostet nun 6,5 Milliarden Dollar Kartellrechtler schauen AOL und Netscape auf die Finger

29.01.1999
MÜNCHEN (CW) - Das amerikanische Justizministerium hat weitere Informationen über die geplante Übernahme des Internet-Pioniers Netscape Communications durch America Online Inc. (AOL) angefordert. Der Deal hat möglicherweise Auswirkungen auf den Kartellrechtsprozeß gegen Microsoft.

Laut einem Bericht des "Wall Street Journal" möchte die Kartellrechtsabteilung des Ministeriums die Auswirkungen der Akquisition auf den Markt für Web-Software und Internet- Dienstleisungen unter die Lupe nehmen. AOL betreibt den weltweit größten Online-Dienst, und Netscape ist nach Marktanteilen der führende Browser-Hersteller. Branchenbeobachter überrascht das Vorgehen des Ministeriums nicht, da es sich um die bisher größte Transaktion im Internet-Segment handelt. Brisant ist die Übernahme aber auch angesichts des laufen- den Kartellrechtsprozesses gegen Microsoft (siehe CW 1/99, Seite 6). Der vorsitzende Richter Thomas Jackson könnte geneigt sein, wegen der geänderten Marktsitua- tion statt einer harten Strafe den Softwareriesen nur mit kartellrechtlichen Auflagen zu belegen.

AOL muß möglicherweise wesentlich mehr für Netscape auf den Tisch legen als ursprünglich erwartet. Da das Geschäft durch einen Aktientausch abgewickelt werden soll und die AOL-Anteile seit Bekanntwerden des Deals einen Höhenflug erlebten, beträgt der Kaufpreis statt 4,2 Milliarden nun 6,5 Milliarden Dollar.