Uebernahme der Preussag Mobilfunk GmbH so gut wie sicher RWE Energie haelt Kriegskasse fuer weitere TK-Aktivitaeten vor

30.09.1994

ESSEN (gh) - Eine Woche nach der Veba AG hat nun auch die RWE Energie AG einen Teil ihrer weitreichenden Telecom-Plaene veroeffentlicht. Der Essener Energiekonzern buendelt seine entsprechenden Aktivitaeten in einer Holding namens RWE Unitel AG. Filetstueck der neuen RWE-Division wird der Mobilfunk sein. Hierzu soll in Kuerze die Mobilfunktochter der Preussag AG, Hannover, uebernommen werden.

Der Essener Energiekonzern will gross ins Geschaeft mit TK-Diensten einsteigen. Fuer den Ausbau der Sparte Telekommunikation sollen, wie RWE-Energie-Vorstandsvorsitzender Dietmar Kuhnt auf der Bilanzpressekonferenz seines Unternehmens ankuendigte, bis zum Jahr 2000 rund 1,5 Milliarden Mark investiert werden. Ebenfalls zur Jahrtausendwende strebt man bei RWE Energie bereits einen Umsatz im Bereich Telekommunikation von rund einer Milliarde Mark an.

Die RWE-Aktivitaeten in Sachen Telekommunikation sind breit gestreut und umfassen die Marktsegmente Datenfunk, Datenkommunikation und Mehrwertdienste. Hierzu wurden schon vor einiger Zeit die Tochterunternehmen GfD Gesellschaft fuer Datenfunk mbH, Leipzig, und CNI Communications International GmbH, Eschborn, gegruendet. An beiden RWE-Toechtern sind zudem potente Partner beteiligt. So halten an der GfD, die Ende Mai den Zuschlag fuer die zweite bundesdeutsche Datenfunklizenz erhielt, unter anderem Mannesmann Eurokom (21 Prozent) sowie Deutsche Bank und Energie Versorgung Schwaben (je zehn Prozent) Anteile. Mitgesellschafter der CNI, die gross ins Geschaeft mit internationalen Corporate- Network-Services einsteigen soll, sind ebenfalls Mannesmann Eurokom (50 Prozent) und Deutsche Bank (25 Prozent).

Die genannten Bereiche sollen nun als jeweils weitgehend eigenstaendige Geschaeftsfelder unter dem Dach der neuen Holding RWE Unitel AG integriert werden, die als 100prozentige RWE-Tochter alle Beteiligungen im Telecom-Sektor uebernimmt. Neu hinzukommen soll die Preussag Mobilfunk GmbH, ein Tochterunternehmen der in Hannover ansaessigen Preussag AG. Momentan laufen hierzu intensive Verhandlungen, die, wie ein RWE-Sprecher gegenueber der COMPUTERWOCHE bestaetigte, demnaechst erfolgreich abgeschlossen werden duerften.

Mit der Uebernahme der Preussag Mobilfunk GmbH wuerden die Essener jedenfalls auf einen Schlag ein weiteres kraeftiges Standbein im TK-Markt bekommen. In ihrer Mobilfunktochter hat die Preussag AG mit Ausnahme der Endgeraeteproduktion alle Telecom-Aktivitaeten zusammengefasst, darunter den D1- und D2-Service-Provider Talkline sowie den Funkrufanbieter Miniruf und die Vermarktungsgesellschaft fuer Satellitenuebertragung Teleport Europe. Die Akquisition der Talkline-Gruppe wuerde, wie es in Essen hiess, eine bereits am Markt etablierte Vertriebsstruktur mit einem Umsatzvolumen von ueber 400 Millionen Mark im Geschaeftsjahr 1994/95 mit sich bringen.

Das Bundeskartellamt hat dem Deal vorsorglich zugestimmt. Die Berliner Wettbewerbshueter begruendeten ihre Entscheidung mit dem "harten Wettbewerb", der auf dem Markt fuer Mobilfunk und Zubehoer herrsche und ein Ungleichgewicht unwahrscheinlich mache. Gleichwohl waeren RWE und Preussag Mobilfunk zusammen nach der Telekom, Mannesmann Mobilfunk und Debitel/Bosch kuenftig der viertgroesste Mobilfunkanbieter.