Uebermittlungs-PC im Bundestag versteckt DV-Profi betrieb Mailbox fuer den Vertrieb von illegaler Software

09.06.1995

MUENCHEN (CW) - Ein dicker Fisch ist dem Koelner Zollfahndungsamt ins Netz gegangen: Ein Computerspezialist hatte mehrere Mailboxen in Betrieb genommen, ueber die nahezu alle gaengigen Softwareprogramme angeboten wurden. Auch im Deutschen Bundestag war ein PC fuer den illegalen Datentransfer in die heimische Mailbox installiert.

Ein anonymer Brief, der parallel bei Novell und Microsoft eingegangen war, hat zu Ermittlungen in einem spektakulaeren Fall von Softwarepiraterie gefuehrt. Ein Koelner DV-Profi bot Interessenten via Mailbox Raubkopien fast aller marktgaengigen Softwareprogramme an - von Business-Paketen bis zu Spielen. Das Spektrum enthielt beispielsweise das komplette Produktangebot von Microsoft sowie etwa Auto-CAD. Nach besonderer Pruefung konnten sich Interessenten Zugang zu den versteckten Bereichen des elektronischen Briefkastens verschaffen und damit illegal kopierte Softwareprogramme namhafter Hersteller erhalten. Zwischen 100 und 400 Dollar monatlich bezahlten die Mitglieder der Mailbox fuer diesen "Dienst". Elf Megabyte Umfang hatte allein die Liste des Programmangebots, berichtet die Beiersdorff GmbH, Agentur fuer Marketing-Kommunikation, Muenchen. Zehn vernetzte PCs, zwei Einzelplatzrechner sowie zahlreiche Datentraeger seien kuerzlich vom Zollfahndungsamt Koeln beschlagnahmt worden.

Als Angestellter einer Computerfirma arbeitete der Beschuldigte zeitweise auch im Deutschen Bundestag. Dort fand man einen versteckten PC, der offensichtlich dazu diente, Software aus unterschiedlichen Quellen im Ausland zu sammeln und auf den eigenen Server in der Wohnung des Piraten zu transferieren. In einem ersten Verhoer legte der Beschuldigte ein Teilgestaendnis ab.