Technik-Know-how allein reicht nicht

Überleben als IT-Selbständiger

01.06.2011
Einen facettenreichen Einblick in das Leben der IT-Freelancer lieferte eine gut besuchte Veranstaltung an der Universität München.
Xenofon Grigoriadis ist IT-Freiberufler und Oracle-Experte.
Xenofon Grigoriadis ist IT-Freiberufler und Oracle-Experte.
Foto: Xenofon Grigoriadis

Den praktischen Teil des vom Berufsverband Selbständige in der Informatik (BVSI) organisierten Tagung übernahm der IT-Einzelkämpfer Xenofon Grigoriadis, der seit 2005 als Oracle-Experte unter anderem auch bei so namhaften Unternehmen wie T-Mobile, Thyssen-Krupp und Daimler im Einsatz war. "Selbständig als Softwareentwickler heißt nicht allein Technik-Know-how zu besitzen", gab Grigoriadis zu bedenken. Vielmehr gehörten Marktkenntnis, Marketing, Strategie und Networking ebenso dazu. Derzeit bestünde eine sehr gute Marktlage mit vielen Projekten und einer hohen Expertennachfrage. Allerdings sei der Start ohne Berufserfahrung schwierig, Projekt- beziehungsweise Joberfahrung während des Studiums seien für den Eintritt in den Markt hilfreich. Angehende Freiberufler sollten ebenfalls bedenken, dass gerade am Anfang der Selbständigkeit die Anforderungen an Zeit und Mobilität sehr hoch seien.

"Beschreibe dein Angebot im Markt mit wenigen Worten", postulierte der Oracle-Profi zur Freelancer-Strategie. Sich thematisch nicht zu verzetteln, sei besonders wichtig. "Der Kunde ist interessiert an Ihrer Top-1- und Top-2 -Kompetenz", betonte Grigoriadis. Weiterhin empfahl er "antizyklisch in Weiterbildung zu investieren und so verwandte Themen zu erschließen." Sein Tipp: "Kenntnisse und Zertifizierungen im Projekt-Management kommen immer gut an". Oft seien kundeninterne Projekt-Manager nämlich recht unerfahren, umso wichtiger sei es, ihn als Teammitglied zu unterstützen.

Nicht ganz einfach sei es auch, "zu einem angemessenen Honorar zu kommen". Der Markt biete "leider nicht die Freiheit, die man sich wünschen würde", beklagt Grigoriadis. Die Einkaufsabteilungen in Unternehmen setzten sich gegenüber den IT-Abteilungen beim sogenannten Staffing durch. Wichtiges Auswahlkriterium seien die Kosten, also die Stundensätze der Freiberufler. Zudem beherrschten wenige Große das komplette Contracting, also die gesamte Abwicklung - vor allem in Konzernen. Vorsicht sei bei Honorarstatistiken der zahlreichen Freiberufler-Projektportale geboten. Leicht könnte die Stundensätze vom Anbieter-Interessenskonflikt beeinflusst sein. (hk)