Überfordert das Web 2.0 die CIOs?

28.04.2011
Ein Interview mit Walter Brenner vom Institut für Wirtschaftsinformatik in St. Gallen führte zu einer lebhaften Diskussion unter CW-Lesern.

Geht es um Social Networks, neue mobile Geräte oder Digital Natives im Unternehmen, sehen IT-Verantwortliche ziemlich alt aus. Diese These vertrat Brenner in einem Interview mit der computerwoche. "Enorme Wissensdefizite" und eine mangelnde Lernbereitschaft würden dazu führen, dass etliche CIOs über kurz oder lang ihren Job verlören. "Sind CIOs überfordert?", fragte CW-Chefredakteur Heinrich Vaske daraufhin in der Xing-Gruppe "CW Leser". Die Antworten ließen nicht lange auf sich warten.

"In gewisser Weise muss ich Herrn Professor Brenner recht geben", schrieb etwa Giuseppe Di Magno von der OBI Smart Technologies GmbH. "Wenn er es auch nicht explizit formuliert, so ist der große Kritikpunkt doch der: Die IT kümmert sich um die IT und nicht um das Business. SAP-Plattformen reduziert, Rechenzentren konsolidiert, was sonst noch? Das interessiert den Anwender letztlich herzlich wenig." Die wirklich wichtigen Fragen müssten nach seiner Ansicht lauten: "Was hat die IT dazu beigetragen, das Business zu befähigen, seinen Job effizienter und besser zu machen? Welche Projekte wurden durchgeführt, um die Ergonomie für die Benutzer zu verbessern? Gibt es ein Ideen- und Innovations-Management, in dem die Anwender gehört und ernst genommen werden? Hört die IT überhaupt zu?"

Kritisch äußerte sich hingegen Johannes Ahrends von der Quest Software GmbH. Zwar stimme er Brenners Ausführungen im Wesentlichen zu: "Aber daraus den Schluss zu ziehen, dass CIOs überfordert sind, halte ich für gewagt."

Der CIO habe es doppelt schwer, kommentierte Norbert Koch von der IMD GmbH. Einerseits verlange man von ihm, dass er das Business verstehe und sich auch um Geschäftsprozessoptimierung kümmere. Andererseits werde erwartet, dass er die IT schlank, standardisiert und sicher ausrichtet. Koch: "Das kommt der Quadratur des Kreises doch ziemlich nah." Dennoch gelinge vielen CIOs der Spagat. Doch spätestens, wenn der Wirtschaftsaufschwung an Fahrt verliere, rückten Budgets und die Kosten der IT wieder in den Vordergrund, prognostiziert er: "Von kostentreibender ‚ÄöConsumerization‚Äô der IT will mancher CEO und CFO da sehr wahrscheinlich nichts mehr wissen." (wh)