Siemens Methaplan-System als neue Programmiermethode

Über Makros zum MIS

16.05.1975

Seit Beginn der Diskussion über Management-Informations-Systeme beschäftigte sich die Abteilung Zentrale Betriebsorganisation (ZBO) im Hause Siemens mit den Möglichkeiten für die Schaffung eines eigenen MIS. Aber trotz tapferer Mithilfe des Quickborner Teams für Planung und Organisation kam das Projekt über riesige Schaupläne auf Steilwänden, die auf einem Speicher in einem der Gebäude am Wittelsbacher Platz aufgestellt waren, nicht hinaus. Dann kam die Vorbereitung der Olympia-Datenverarbeitung, und das ganze Projekt geriet mit zweiter Priorität auf die Warteliste. Doch seitdem entstand für hausinterne Zwecke ein ganz brauchbares System, und unter dem Namen Methaplan wird es jetzt auch im Markt angeboten.

MÜNCHEN - Erst nachdem man gelernt hatte, in Bausteinen zu denken, und Bausteine in einem Rahmenprogramm gesteuert werden können, nachdem man Programme so konzipierte, daß sie von gleichen Bausteinen Gebrauch machen konnten, schienen die Voraussetzungen ausreichend, sich dem Problem von einer anderen Seite zu nähern.

Einen Meilenstein bildete das auch hierzulande sehr bekannt gewordene biomedizinische Methodenpaket (BMD), das von der Universität in California und W. J. Dixon zusammengestellt worden war. Die einzelnen Bausteine dieses Paketes konnten mittels Steuerkarten so verbunden werden, daß ein zusammenhängender Ablauf möglich wurde. Die einzelnen Bausteine verfügten bereits über standardisierte Schnittstellen für die Übergabe der Daten.

Rahmenprogramm statt Steuerkarten

Diese Technik liegt dem neuen Methaplan-System von Siemens zugrunde. An die Stelle der einzelnen Kartendecks treten die in der Methodendatenbank (MEB) gespeicherten Verarbeitungsmodule. Das Rahmenprogramm Methaplan übernimmt als übergeordnete Befehlssprache die Funktion der Steuerkarten. Die einzelnen Bausteine sind über ihren Namen anzusprechen. Ein Aufruf genügt, um eine Methode auszuwählen, und den zugehörigen Baustein zum Ablauf zu bringen. Die Namen der Bausteine sind Kommandos der Methaplan-Sprache.

Ein Anwenderprogramm entsteht durch das Aneinanderfügen von Kommandos in der Reihenfolge, in der einzelne Methodenbausteine nacheinander ablaufen sollen - eine sehr schnelle, sehr flexible und sogar durch Dialog unterstützte Programmerzeugung.

Die Formulierung einer Regressionsanalyse in Methaplan benötigt zum Beispiel nicht mehr als zwei Anweisungen.

lnformationssystem nach Wahl

Kennzeichnend für Informationssysteme ist die Verbindung von methodischen Verarbeitungstechniken mit großen Datenmengen - also die Verbindung der Methodenbank mit einer Datenbank. In der Praxis sieht das so aus: die Geschäftsleitung wünscht einen Bericht, in dem die einzelnen Auftragseingänge pro Regionalbüro und prozentuale Abweichungen vom Mittelwert ausgewiesen werden. Vorhanden ist die Datei mit den herausgeschriebenen Aufträgen und die Liste der Vertreter in den einzelnen Regionalbüros als Datei. Mit dem Datenbankaufruf sind die erforderlichen Daten in ihrer Verknüpfung aus der Datenbank zu selektieren und in entsprechend zu kennzeichnende Zwischenspeicher abzulegen. Nach der Errechnung der gewünschten Werte wird eine Tabelle auf dem Bildschirm oder Schnelldrucker ausgegeben, ohne daß diese besonders programmiert werden müßte.

"Speisekarte als Programmlaufplan

Ein Problem ist also außerordentlich schnell als Programm zu formulieren. Die analytische Beschreibung ist nahezu identisch mit der Programmierung.

Das System arbeitet sowohl im Stapelbetrieb als auch im Dialog. Es kann dem Benutzer am Bildschirm nach Art einer Speisekarte anbieten, welchen Schritt er als nächstes vollzogen haben möchte (Bild 1). Einmal fertiggestellte Programmfolgen bilden sogenannte Modelle. Sie lassen sich in einer Modellbank ablegen und später wieder aufrufen. Routineauswertungen und Routineplanungen sind so jederzeit zu wiederholen.

Methodenbank und Modellbank sind beliebig zu erweitern und können auf diese Weise an neue Einsatzfälle angepaßt werden. Diese allmähliche Erweiterung bedeutet, daß das normalerweise mit Datenverarbeitung nicht so erfahrene Management schrittweise mit neuen Möglichkeiten vertraut gemacht werden kann. Insofern entfällt das Problem der Akzeptanz, das die Einführung von Informationssystemen in der Vergangenheit so schwierig gemacht hat.

Methaplan läuft auf allen Siemens/Unidata-Systemen, die das BS 1000 oder BS 2000 fahren.