Die PCs als Wegbereiter der Büroautomatisierung, Teil 3

Über die Maus zu verbesserter SW-Ergonomie

23.03.1984

Personal Computer - vor zwei bis drei Jahren noch als bessere Taschenrechner belächelt - überfluten mehr und mehr den Markt. Was ist an diesen kleinen Computern anders als an den großen? Wie und wo lassen sie sich im Büro bedarfsgerecht einsetzen? Warum verunsichern sie die Organisations- und Datenverarbeitungsabteilungen der Großanwender? Welche Perspektiven eröffnen diese mächtigen Zwerge für das "Büro der Zukunft? Auf diese Fragen versucht Achim Musiol eine schlüssige Antwort zu geben.

Nicht zuletzt angeregt durch den riesigen Softwaremarkt für PCs wurden auch in diesem Bereich inzwischen wesentliche Fortschritte erzielt. Zu den entscheidenden, für den Anwender nützlichen Fortentwicklungen zählen vor allem die attraktiven Bedieneroberflächen und die Programmiersprachen sowie die dadurch fehlerfreien, rascher erstellbaren, leichter veränderbaren, besser pflegbaren Anwenderprogramme. Diese Entwicklungstendenzen stehen den PC-Anwender in rascher und mit einer viel größeren Breitenwirkung zur Verfügung als bei der traditionellen DV. Sie erklären vor allem die schnell wachsende Akzeptanz von Personal Computern.

Bereits drei oder vier Hersteller bieten Personal Computer an, die statt über viele hersteller- und geräteabhängiger nur über wenige Funktionstasten und eine "Maus", einen Griffel oder eine ähnliche Einrichtung verfügen. Mit zwei Tasten auf der "Maus"

können eine ausgewähltes Schriftzeichen, ein Datum, kann Text, Graphen und vor allem Texthinweise in "Masken" markiert und demarkiert werden. Auf ähnliche Weise wird der Griffel oder der Finger verwendet. Der Anwender braucht also nicht mehr im Bedienen

geschult zu werden, bevor er einen PC benutzen kann.

Als "Formulartechnik" wird eine bestimmte Art der Bedienerführung bezeichnet, bei der auf dem Bildschirm einer Endeinrichtung ein Bedienerformular - eine "Maske" - erscheint, die dem Bediener das Steuern von Geräte- und Systemfunktionen, das Verwalten oder Bearbeiten von Daten oder die maschinell unterstützte Bildbe- und verarbeitung beziehungsweise Textbe- und -verarbeitung anschaulich vorzeichnet. Eine zunehmende Zahl von Standard-Anwendersoftware für PCs hat die Formulartechnik eingebaut, vor allem die Software derjenigen PCs, die mit einer Maus oder einer ähnlichen Einrichtung ausgerüstet sind. Es gibt inzwischen bereits Software, die als zwischengeschaltetes Werkzeug die Maus und die Formulartechnik auch bei nicht entsprechend ausgestatteten Geräten und Anwenderprogrammen simuliert.

Die Formular- oder Maskentechnik wird bei den nicht-prozeduralen Programmiersprachen angewendet, mit denen der Anwender seine Probleme am Bildschirm selbst programmiert. Das "Bedienen" wird zum "Programmieren", so daß dadurch endlich die Akzeptanz- und Verständigungsmauer zwischen Anwender und Organisator/Programmierer eingerissen wird.

Die Menütechnik ist eine vereinfachte Formulartechnik, bei der das Ausfüllen von "Masken" am Bildschirm auf das Markieren von stichwortartig oder im Klartext vorgegebenen Formatvorschriften oder Befehlen/Anweisungen reduziert ist.

Die "anwenderfreundliche" Bedieneroberfläche entstand Hand in Hand mit den dem menschlichen Denken immer besser angepaßten "Programmiersprachen". DIN 44300 definiert eine "Programmiersprache" als eine zum Abfassen von Programmen geschaffene Sprache. Die Programmiersprache betrifft sowohl das im Automaten eingespeicherte Programm als auch die Bedienung des Automaten.

Man unterscheidet "maschinenorientierte" von "programmorientierten", "prozedurale" von "nichtprozeduralen", "eindimensionale " von "zweidimensionalen" Programmiersprachen. Maschinen- und problemorientierte Sprachen sind für Anwender aber noch nicht verführerisch genug, sie ohne dazwischengeschaltete Programmierer und Bediener selbst anzuwenden (siehe Bild 9). Beide Spracharten sind außerdem prozedurale Sprachen, bei denen die Befehlsserie - das Programm - Schritt für Schritt einem vorher zu erstellenden Programmablaufplan folgen muß. Dies dauert lange, setzt genaue Befehls-und Programmierkenntnisse voraus und ist fehleranfällig.

In jüngster Zeit setzten sich daher mehr und mehr nicht-prozedurale Sprachen durch, die sich der Formular- oder Maskentechnik bedienen, bei denen an Stelle der codierten Befehle ergebnisorientierte oder parametrische Befehle in der Gestalt von Stichworten oder Texten treten.

Nicht-prozedurale Sprachen - häufig als Sprachen der vierten Generation bezeichnet - sind anwenderfreundlich, da sie dem Anwender das Lernen von Mnemonics ersparen und weitaus weniger fehleranfällig sind als prozedurale Sprachen. Mit ihnen lassen sich in kurzer Zeit umfangreiche Programme schreiben (programmieren) und die Programmwartung und -pflege kann vom speziell ausgebildeten Programmierer auf den "eingewiesenen" Anwender verlagert werden. Sie benötigen jedoch viel Speicherplatz - in aller Regel sogar eine relationale Datenbank - und längere Maschinenlaufzeiten. Bei immer größer und billiger werdenden Speichern und immer schnelleren Mikroprozessoren gewinnen sie jedoch an Aktualität. Außerdem sind sie portabler als in prozeduraler Sprache geschriebene Programme.

Alle bislang erwähnten Programmiersprachen bedienen sich beim Zeichenvorrat des Testes - sie sind "eindemensional". Programmiersprachen, mit denen ein Programm als Graph (Festbild) erzeugt und dargestellt wird, nennt man "zweidimensional. Sie erfordern viel mehr Speicherplatz als "eindimensionale" und werden bezüglich der Ausgabe von Festbildern an nur wenigen Arbeitsplätzen im Büro benötigt - nicht jedoch bezüglich der Bedieneroberfläche. Eine Formular- oder Menütechnik mit Graphen ist wesentlich einfacher und schneller zu begreifen und zu lernen als eine Bedieneroberfläche, die den Anwender mit Hilfe von Text "führt".

Schließlich hat sich auch beim Programmieren - genauer: beim Design von Programmen - einiges geändert. Während man früher zuerst den Algorithmus formulierte und in den Mittelpunkt des Programmdesigns stellte und die von ihm zu verarbeitenden Daten quasi darum herumrankte, geht man heute von den zu verarbeitenden Daten aus. Man formuliert zuerst eine "Datenbasis", bevor man sich den Algorithmen zuwendet. Man hatte nämlich langsam erkannt, daß die Daten oder vollständige Aussagen, zum Beispiel Textbausteinen - bei der Lösung von repetitiven Aufgaben in Unternehmen und Behörden wesentlich länger Bestand aufweisen als die Algorithmen.