Rekrutierungsforum bringt Informatiker und Personalchefs zusammen

Ueber 180 Unternehmen fuehlen High-Potentials auf den Zahn

22.03.1996

Von Till Kammerer*

Die "High Potentials" unter den Informatikern, die neben ueberdurchschnittlich guten Noten, Praxis- und Auslandserfahrung, sowie Fremdsprachenkenntnissen ueber eine starke Persoenlichkeit mit den dazugehoerigen sozialen Kompetenzen verfuegen, sind eine spaerlich gesaete Sorte von Menschen. Es ist jene Sorte, die sich in Zukunft zweimal im Jahr auf dem neuen Rekrutierforum "Career Futures" der Aachener Personalberatung EMDS Consulting einfinden wird.

Der Titel des juengsten Sprosses der EMDS-Foren ist dabei Programm: Im Rahmen des "Career Futures"-Forums (CF), das jetzt erstmalig in Berlin ausgerichtet wurde, trafen etwa 180 Unternehmensvertreter mit ueber 450 Kandidaten verschiedenster Fachrichtungen und Nationalitaeten zusammen - ein Umstand, der fuer Mathilde Royer, Leiterin der Zentrale Nachwuchsgruppe der Daimler-Tochter DASA, wichtige Motivation zur CF-Teilnahme war: "Als internationales Unternehmen suchen wir Leute mit interkulturellem Hintergrundwissen. Das ist die beste Vorbereitung fuer die Arbeit in unseren internationalen Projektteams."

Das Berliner Forum bot im Rahmen von ueber 1000 im Vorfeld vereinbarten beziehungsweise spontanen Interviews sowie Selbstpraesentationen von Unternehmen die Moeglichkeit, persoenliche Kontakte und berufliche Bande zu knuepfen.

Das CF-Konzept hat dabei gewaehrleistet, dass das Interesse zwischen Unternehmensvertretern und Kandidaten wechselseitig ist: Die Unternehmensvertreter koennen davon ausgehen, dass die dem Forum vorgeschaltete doppelte Selektion nur die qualifiziertesten Bewerber in die Endrunde vorlaesst: Nachdem EMDS eine erste Auswahl aus mehreren tausend Bewerbungen getroffen hat, waehlen die Unternehmen in zweiter Instanz ihre Wunschinterviewpartner aus.

Die Kandidaten ihrerseits koennen im Vorfeld angeben, von welchem potentiellen Arbeitgeber sie interviewt werden moechten. Die statistische Erfahrung vergangener EMDS-Foren zeigt, dass das Konzept Erfolg hat: Ein Drittel der teilnehmenden Graduierten erhaelt einen Arbeitsvertrag vom Wunscharbeitgeber.

So kommen auch Personalbeschaffer wie Stefan Mueller von der SAP AG, deren Anforderungskatalog sich wie ein Buch der Tugenden liest, auf ihre Kosten. Fuer den SAP-Mann, dessen Unternehmen noch im laufenden Jahr rund 200 junge Informatiker einstellen wird, schlug insbesondere die Arbeitsersparnis durch Career Futures positiv zu Buche: "Die strenge Auswahl im Vorfeld hat uns die zeitaufwendige Bearbeitung der ueblichen Vielzahl eingehender Blindbewerbungen erspart". Die Unternehmenskultur des "fehlertoleranten" (SAP ueber SAP)DV-Riesen verdeutlicht, warum sich SAP zum Geheimtip unter den Kandidaten des Berliner Forums mausern konnte: Erfolgreichen Aspiranten winken bei den Walldorfern neben Freizeit- und Fortbildungsmoeglichkeiten eine flexible, stechkartenfreie Arbeitseinteilung und - last, but not least - ein taegliches kostenloses Mittagessen.

Andreas Przewloka, Personalreferent bei Andersen Consulting, verspricht sich von der CF-Teilnahme eine Art Schneeballeffekt: "Wer ueber Career Futures seinen Weg zu uns findet, gibt dieses Erfolgserlebnis oftmals in Mund-zu-Mund-Propaganda an Studierende seiner ehemaligen Hochschule weiter. So gewinnen wir weitere Kontakte zu hochqualifizierten Informatikern."

Die vielfaeltigen Anforderungen ihrer moeglichen Beschaeftiger von morgen sind den CF-Kandidaten bewusst - wie auch der Umstand, dass sie selbst einiges zu bieten haben. Fuer Harald Rau, Informatik- und BWL-Student im zehnten Semester, steht fest: "Ich moechte nicht in eine betriebliche Grow-or-Go-Atmosphaere kommen und mich in einer 60-Stunden-Woche verschleissen. Ich biete meine Arbeitskraft. Wenn das nicht reicht..."

*Till Kammerer ist freier Journalist in Muenster.