Studie von Frost & Sullivan

UCC und der Mittelstand – Mehr Geldnöte als Berührungsängste?

22.07.2013
Von 


Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Wie eine von Aastra in Auftrag gegebene Studie ergab, sind mittelständische Unternehmen gegenüber dem Thema UCC (Unified Communication & Collaboration) deutlich konservativer eingestellt als Großunternehmen. Einzelne Dienste wie Audio- und Videokonferenzen, Fixed-Mobile-Convergence (FMC) sowie Presence werden jedoch geschätzt und eingesetzt.
Trotz vieler Vorteile macht sich UCC im Mittelstand noch immer rar. Aastra hat nachgehakt, warum.
Trotz vieler Vorteile macht sich UCC im Mittelstand noch immer rar. Aastra hat nachgehakt, warum.
Foto: Fotolia/Vectorangel

Frost & Sullivan hat im Auftrag von Aastra 315 ITK-Systemhäuser, Consulter, Systemintegratoren und Serviceprovider weltweit (Schwerpunkte Europa und Nordamerika) befragt. Sie sollten als Multiplikatoren Einschätzungen zum Status von UCC bei kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) abgeben. Da es sich bei den Befragten um Multiplikatoren handelt, so die Erwägung, erhalte man einen guten Querschnitt zur Lage der KMU. Hier die Ergebnisse:

Wie Frost & Sullivan berichtet, stellte es sich als Quintessenz heraus, dass KMUs gegenüber dem Thema UCC konservativer eingestellt sind als Großunternehmen. So glauben nur 33 Prozent der Vertriebspartner, dass ihre Kunden aktuell eine globale UCC-Strategie verfolgen. In Deutschland sind es sogar nur 26 Prozent. Ein möglicher Grund dafür ist laut Frost & Sullivan, dass vielen Mittelständlern das Thema UCC noch zu komplex und nicht greifbar ist. KMUs seien vielmehr auf der Suche nach einfachen, leicht einzusetzenden und günstigen Lösungen. Hier, so vermutet das Beratungshaus, ergibt sich für den Channel die Chance, mit Aufklärungsarbeit Geschäft zu generieren.

Gegen mögliche Berührungsängste vor UCC spricht indes die Tatsache, dass die Mehrheit der kleinen und mittelständischen Unternehmen schon einzelne Dienste einsetzen. So gaben 83 Prozent der befragten Vertriebspartner und Systemintegratoren an, dass ihre Kunden Audiokonferenzen bereits nutzen, entsprechende Lösungen derzeit einführen oder dies zumindest planen. Ganz beachtliche 66 Prozent der Umfrageteilnehmer gaben das zu Fixed Mobile Convergence (FMC), also der Integration von Handys und Smartphones in die Unternehmenskommunikation, an, 63 Prozent sagen das zu Presence. Video ist immerhin für 44 Prozent (Raumlösung) beziehungsweise 41 Prozent (Desktop Conferencing) ein Thema.

Auch in diesem Punkt folgert Frost & Sullivan aus den Ergebnissen, dass einfache, eher kostengünstige Lösungen lieber genommen würden. Entsprechend benötige der Markt - beispielsweise im Bereich Videokommunikation - mehr kostengünstige Lösungen, die auch für Mittelständler zu realisieren sind. FMC habe sich bereits stark in KMUs durchgesetzt, erwartet wird allerdings, dass sich dieser Trend mit BYOD noch verstärken wird.

UCC-Vorteile: Sparen, sparen, sparen

Interessant sind die Aussagen dazu, welche speziellen Vorteile KMUs bei UCC sehen: Nach Angaben der befragten Vertriebspartner erscheint es deren mittelständischen Kunden am wichtigsten, die Kosten zu senken - beispielsweise indem geringere Handy- oder Reisekosten anfallen (74 Prozent). Die Steigerung der Produktivität steht mit 73 Prozent an zweiter Stelle. Die Erreichbarkeit der Mitarbeiter wurde außerdem von 71 Prozent genannt, und zwar sowohl für Remote beziehungsweise Mobile Worker. Überraschend ist, dass immerhin 59 Prozent angaben,dass BYOD-Strategien ein wichtiger Grund für UCC sind. Auch die Anbindung von Homeoffices ist bei KMUs ein großes Thema (53 Prozent). Am Unwichtigsten ist das Thema Green IT mit 13 Prozent.

Langsam aber sicher ist auch das Thema Voice-over-IP auch bei den KMUs angekommen: An zweiter Stelle auf der Beliebtheitsskala stehen Handys (62 Prozent) gefolgt von DECT-Telefonen (57 Prozent). Nach Einschätzung des Channels verwenden aber noch 71 Prozent der KMUs auch noch TDM-Endgeräte - ein Hinweis darauf, dass viele Unternehmen eine hybride Infrastruktur haben. Die Analysten von Frost & Sullivan folgern weiter daraus, dass KMUs auf die sanfte Migration hin zu IP setzen und eigentlich mit den Funktionalitäten ihrer alten TDM-Endgeräte zufrieden seien.

Glaubt man den Studienergebnissen, ist der Haupthinderungsgrund für den Einsatz von UC nicht die Tatsache, dass es keine ausgereifte Technik auf dem Markt gibt. Vielmehr gaben 54 Prozent der Partner an, bei ihren mittelständischen Kunden stünden die Kosten der Integration an erster Stelle, gefolgt von den Kosten für Lizenzen (51 Prozent). Am dritthäufigsten wurde das fehlende Bewusstsein der KMU zum Thema (47 Prozent). Tatsächlich glauben nur 20 Prozent, dass die Zurückhaltung mit nicht ausgereifter Technik zusammenhängt.

Der These, dass UCC-Nutzung im Mittelstand vor allem eine Kostenfrage ist, untermauern auch die Angaben dazu, welche Branchen besonders UCC-affin sind. Hier führen IT-Firmen mit 83 Prozent, gefolgt von Dienstleistungsunternehmen (Consulting, Immobilienwirtschaft, Anwälte) mit 65 Prozent, Finanzdienstleistern (54 Prozent) und der Industrie (43 Prozent). Die geringste Durchdringungsrate weisen Bildungssektor (29 Prozent) und die Hotelbranche (20 Prozent) auf.