Mittwochsgerücht

Twitter will über seine 140 Zeichen hinausgehen

30.09.2015
Von 
Thomas Cloer war Redakteur der Computerwoche.
Der Kurznachrichtendienst Twitter arbeitet einem Medienbericht zufolge an einem Produkt, mit dem Nutzer Tweets auch mit mehr als 140 Zeichen schreiben können.

Wie genau ein solches Produkt aussehen könnte, sei indes noch unklar, schreibt das Blog "Re/code" unter Berufung auf mehrere Insider. Diesen Quellen zufolge würde es Twitter-Nutzern aber erlauben, längere Beiträge in dem Dienst zu veröffentlichen. So etwas geht auch heute schon über Tools wie Oneshot (da allerdings nur als Bilder und nicht Text), und auch Twitlonger oder Jumbotweet gibt es schon fast so lange wie Twitter selbst. Für Direktnachrichten zwischen Nutzern hatte Twitter die 140-Zeichen-Begrenzung im Juni dieses Jahres bereits fallen gelassen. Eine Twitter-Sprecherin wollte die Gerüchte nicht kommentireren.

Das charakteristische Limit stammt aus der Frühzeit des Dienstes und rührt aus Beschränkungen durch den Versand per SMS her. Selbst innerhalb von Twitter wird schon seit Jahren darüber diskutiert, die 140-Zeichen-Grenze abzuschaffen. Unter der Interims-Ägide von Mitgründer @Jack Dorsey seien diese Diskussionen verstärkt wieder aufgeflammt, heißt es weiter, alldieweil Twitter versuche, seine Nutzerschaft zu vergrößern.

Von dem kolportierten Long-form-Produkt abgesehen haben Twitter-Verantwortliche dem Bericht zufolge auch schon darüber diskutiert, ob man die Begrenzung nicht auch durch eine geänderte Zählweise erleichtern könnte, indem beispielsweise die Zeichen für den Nutzernamen oder Hyperlinks nicht mehr mitzählen. Twitter selbst hatte mit seinen Cards-Vorschauen und der Möglichkeit, Retweets zu kommentieren, bereits an mehreren Stellen die Möglichkeit geschaffen, zusätzliche Informationen in einen Tweet zu packen.

"Re/code" zufolge wäre Dorsey jedenfalls einer Veränderung gegenüber wohl nicht abgeneigt - und das wiege schwer. "Die Leute bei Twitter zieren sich sehr, wenn es darum geht, was Twitter sein kann und wie stark man es weiterentwickeln darf", zitiert der Dienst einen hochrangigen aktuellen Manager des Unternehmens. "Wenn Jack kommt und sagt, das sei okay, dann macht das einen himmelweiten Unterschied."

Twitter steht nicht zuletzt an der Börse unter Druck, mehr Nutzer zu gewinnen. Gleichzeitig wächst laut "New York Times" der Druck auf die Firma, den 38-jährigen Dorsey als permanenten CEO zu installieren, selbst wenn er gleichzeitig auf dem Chefsessel beim Mobile-Payment-Enabler Square bliebe. Dorsey hatte in seinem Earnings Call als Twitter-CEO gegenüber den Finanzanalysten eingeräumt, dass Twitter aus seiner Sicht mehr Mainstream-Publikum erreichen sollte. Ob es das mit längeren Tweets erreichen würde, bliebe ohnehin abzuwarten. Und auch "Re/code" muss abschließend einräumen, dass die Option für längere Inhalte womöglich niemals umgesetzt wird.