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Marketing 2.0

Twitter liefert Umsatzprognose für Blockbuster

06.04.2010
Von pte pte
Mit Twitter lässt sich das Einspielergebnis von Kinofilmen am wichtigen Startwochenende ziemlich genau voraussagen.

Zu diesem Schluss kommen zwei Wissenschaftler aus den HP Labs in Palo Alto. Mithilfe entsprechender Algorithmen und einem Trackingsystem, das Twitter-Einträge zu neu startenden Kinofilmen auswertete, konnten die Technologieforscher mit laut eigenen Aussagen 97-prozentiger Genauigkeit den Kassenerfolg der ausgewählten Filme voraussagen.

Für das Experiment analysierte das HP Lab beinahe drei Millionen Twitter Updates zu den 24 größten Kinostarts in den vergangenen drei Monaten. Über die Erkenntnisse, die durch Filme wie "Avatar", "Alice im Wunderland" und "Twilight New Moon" gewonnen wurden, konnte das Einspielergebnis der romantischen Komödie "Dear John" sowie von "The Crazies" genau vorausgesagt werden. "Dear John" etwa spielte 30,71 Millionen Dollar ein, das Twitter-Analysetool hatte 30,46 Millionen Dollar berechnet. Und auch bei "The Crazies" lag man mit vorhergesagten 16,8 Millionen Dollar (tatsächlich: 16,07 Millionen) nur knapp daneben.

Hollywood ist schon lange auf der Suche nach zuverlässigen Analyse- und Marketingtools, zumal sich aufwändige Methoden wie Test-Screenings sowie Telefon- und Onlineumfragen immer wieder nur als begrenzt aussagekräftig erweisen. Dass die automatisierte Analyse von Web-2.0-Communitys und Social Media hier einen zukunftsträchtigen Weg aufzeigt, ist allerdings nicht erst seit dieser neuen Twitter-Studie bekannt.

So forscht etwa Peter Gloor am MIT Cambridge seit mehreren Jahren an Lösungen, wie der riesige Pool an Social-Media-Informationen in der Trendforschung eingesetzt werden kann. Neben Twitter und Facebook bergen eine Reihe von Online-Foren, Blogs und anderen Plattformen die notwendigen Hinweise, um den Erfolg oder Misserfolg eines Filmes vorauszusagen. "Allein über die Leseraktivitäten und Forumsdiskussionen auf der wichtigsten Filmplattform Internet Movie Data Base (IMDB) lässt sich mit unserem Analysetool schon Wochen vorher erkennen, in welchem Umfang ein Film die nötigen Publikumsmassen anziehen wird", so Gloor im Interview mit pressetext.

"Bei der erfolgreichen Vermarktung eines Produkts geht es immer mehr darum, die richtigen Trendsetter innerhalb der sozialen Netze herauszufinden und diese für sich zu gewinnen - sei es bei Blogs, Online-Foren, Facebook oder Twitter", erklärt Gloor. Werden gewisse Trends sichtbar, kann die Industrie folglich noch marketingtechnisch gegensteuern bzw. Marketingaufwendungen überhaupt auf andere Projekte umlenken. Mit derartigen Analysemethoden, die auch eine semantische Inhaltsanalyse mit einbeziehen, könnte aber auch die Überlebenswahrscheinlichkeit von Software-Startups oder der Erfolg von Hedge-Fonds besser vorausgesagt werden, meint Gloor. (pte)