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Twitter installiert Mechanismen für länderspezifische Filterung

27.01.2012
Von 
Thomas Cloer war Redakteur der Computerwoche.
Twitter kann nun in bestimmten Ländern ausgewählte Inhalte ausfiltern - theoretisch ist damit eine lokale Tweet-Zensur möglich.

Einem Post im Firmenblog zufolge will Twitter damit der Tatsache Rechnung tragen, dass das Unternehmen bei seinem internationalen Expansion in Länder vorstößt, die unterschiedliche Vorstellungen der Ausgestaltung der freien Meinungsäußerung haben. In einigen Fällen unterschieden sich diese so stark von Twitters eigenen Vorstellungen, "dass wir dort nicht existieren können".

Bestimmte Länder würden aber auch trotz eines Grundrechts auf freie Meinungsäußerung aus historischen oder kulturellen Gründern bestimmte Inhalte verbieten - beispielsweise wenn jemand in Deutschland "öffentlich oder in einer Versammlung den öffentlichen Frieden in einer die Würde der Opfer verletzenden Weise dadurch stört, dass er die nationalsozialistische Gewalt- und Willkürherrschaft billigt, verherrlicht oder rechtfertigt" (§130 Abs. 4 StGB, Anm. d. Red.).

Bislang habe man derartigen Einschränkungen nur durch globales Löschen von Inhalten begegnen können, so Twitter. Ab sofort könne man nun auch in einem bestimmten Land Inhalte ausfiltern, die für den Rest der Welt sichtbar blieben. Dabei würden die Nutzer transparent darüber informiert, wenn und warum ein Inhalt blockiert werde.

Die neue Technik wurde dem Blogpost zufolge bisher noch nicht eingesetzt. Falls Twitter verpflichtet sein sollte, einen Tweet in einem bestimmten Land zurückzuhalten, werde man gegebenenfalls versuchen, die Nutzer darüber zu informieren und klar kennzeichnen, wann der Inhalt zensiert wurde. Im Rahmen dieser Bemühungen um Transparenz habe Twitter seine Kooperation mit Chilling Effects erweitert und die neue Seite http://chillingeffects.org/twitter eingerichtet, die das Auffinden von Hinweisen zu Twitter erleichtere.

Ein Kerngrundsatz von Twitter sei es, die Stimme jedes einzelnen Benutzers zu verteidigen und zu respektieren, schließt der Post. "Wir versuchen, Content wo und wann immer sichtbar zu halten und werden den Nutzern gegenüber transparent sein, wenn wir das einmal nicht können. Die Tweets müssen weiter fließen."