IPTV und Interaktivität

TV-Revolution lässt weiter auf sich warten

25.09.2008
Von pte pte
"Die Frage, ob die Fernsehwelt vor einer revolutionären Umwälzung steht, muss vorerst noch negativ beantwortet werden."

So lautete das ernüchternde Fazit des Medienexperten und Publizisten Werner Lauff bei einer Podiumsdiskussion über die Zukunft des Fernsehens im Rahmen der 15. Medientage. Was wir derzeit erleben würden, sei keine Revolution des TV, sondern eine maßgebliche Veränderung des Mediennutzungsverhaltens der Konsumenten. "Es besteht kein Zweifel daran, dass ein Großteil der Menschen heute kein Interesse mehr an einem traditionellen, linearen Fernsehprogramm hat", stellte Lauff gestern, Mittwoch, vor Vertretern der Medienbranche klar. Viel gefragter seien stattdessen Angebote, die eine zeit- und kontextspezifische TV-Nutzung ermöglichen. Dieser Trend werde in Zukunft noch wesentlich stärker zu Tage treten als bisher, kündigte Lauff an.

Die veränderte Mediennutzung habe in den vergangenen Jahren die Skala der unterschiedlichen Spielarten des Fernsehens beträchtlich erweitert. "Die Erscheinungsformen der neuen TV-Welt sind vielseitig, haben aber noch keine revolutionäre Veränderung hervorgebracht", erklärte Lauff. Dies gelte auch für den IPTV-Bereich, den einstigen Hoffnungsträger der Branche. "Viele Experten waren ursprünglich der Meinung, dass IPTV die gesamte Medienlandschaft durchschütteln wird. Vor allem in Bezug auf eine Verbesserung der interaktiven Möglichkeiten waren die Erwartungen an die neue Technologie hoch", schilderte Lauff. Bisher seien alle diesbezüglichen Versuche allerdings fehlgeschlagen. "In Verbindung mit einem DSL-Zugang könnte IPTV die Interaktivität des Fernsehens beflügeln. So mancher glaubt aber inzwischen, dass das Projekt schon gescheitert ist, bevor es überhaupt richtig begonnen hat", fasste Lauff zusammen.

Durchwegs optimistischer gab sich hingegen Mobilkom-Austria-Chef Boris Nemsic. Seiner Auffassung nach liegt der Erfolg von IPTV gerade darin begründet, dass es den Nutzern die Möglichkeit eines Rückkanals der Kommunikation eröffnet. "Interaktivität ist heute ein wesentlicher Faktor, der für das TV-Erlebnis der Nutzer von entscheidender Bedeutung ist", betonte Nemsic. Auf welchem Empfangsgerät der Fernsehkonsum stattfinde, sei dabei nebensächlich. "IPTV ist nur ein Teil der Spielwiese. Auch im Bereich Handy-TV wird ein passives Nutzerverhalten zunehmend seltener", ergänzte Nemsic. Mobile TV sei für die meisten Kunden allerdings noch etwas völlig Neues, räumte Michael Krammer vom Mobilfunkanbieter One ein. "Mobilität ist sicherlich eines der wichtigen Zukunftsthemen im TV-Bereich. Die Konsumenten müssen an dieses Thema aber erst langsam herangeführt werden", merkte Krammer an.

"Wir sehen ganz klar, dass die Nutzer heute bereit sind für neue Unterhaltungsformen", entgegnete Harald Himmer, Head of Central Europe bei Alcatel-Lucent. Für die Zukunft des Fernsehens gäbe es eine Vielzahl unterschiedlicher Technologien und kreativer Ideen. "Die Technologie alleine entscheidet aber noch lange nicht über den letztendlichen Durchbruch am Markt", gab allerdings auch Himmer zu bedenken. (pte)