Oskar Frech GmbH & Co. KG, Schorndorf

Turnkey-System mit Fenster zum Computer

13.02.1976

SCHORNDORF - "Die Software hält nicht, was die Hardware verspricht", auf diese knappe Formel ließen sich alle Argumente bringen, die gemeinhin gegen den Einsatz von Minicomputern im weiten Feld der kommerziellen Anwendungen vorgebracht werden.

Die Schorndorfer Firma Oskar Frech GmbH & Co. KG, Hersteller von Spritzgieß- und Druckgieß-Formen sowie Spritzgieß-Maschinen, hat ganz, andere Erfahrungen gemacht: "Sie hält", berichtet Prokurist Wolfgang Müller - gemeint ist die Minicomputer-Software. Er muß es eigentlich wissen: Seit Oktober 1975 ist eine Nova 2/10 von Data General im Einsatz. Lieferant war nicht der Hersteller, sondern das Systemhaus Alfred Strässle Datentechnik KG, Stuttgart.

Heute laufen bei Frech unter dem Betriebssystem RTOS (Real Time Operating System) im Dialog- und Parallelverarbeitungsbetrieb bereits 38 vorwiegend in Cobol geschriebene Anwendungsprogramme, angefangen von der Finanzbuchhaltung über die Lagerbestandsführung bis zur Disposition. Besonders stolz ist Müller auf das kürzlich implementierte "Sofort-Auskunfts-System": Im Verkauf steht ein reiner Abfrage-Bildschirm, in den - wie er es formuliert - die Sachbearbeiter "schnell einmal reinschauen können" - etwa um festzustellen, ob ein bestimmtes der 13 000 Frech-Maschinenteile verfügbar ist.

Im einzelnen können am Auskunfts-Bildschirm im Verkauf abgefragt werden:

- Verfügbarer Bestand,

- Effektiver Lagerbestand,

- Bestellbestand,

- Mindest- und Sicherheitsbestand.

- Beschaffungs- und Fertigungstermine,

- Ein- und Verkaufspreise.

- Umschlagshäufigkeit.

Je ein weiterer Bildschirm steht in der Buchhaltung und in der Dispositionsabteilung. Der vierte ist direkt an der Anlage installiert und wird als Konsol-Bildschirm zur Steuerung des Systems benutzt, dessen Kernstück eine Zentraleinheit mit 64 K-Hauptspeicher ist. Neben den Displays besteht die Peripherie lediglich aus zwei Einheiten: einem Schnelldrucker (12 000 Zeilen/Stunde) und einem Plattenlaufwerk mit 10 MB-Disk-Pack.

Frech wie Oskar?

Der Prokurist des 200-Mann-Betriebes Oskar Frech hat - so betont er - mitnichten "frech wie Oskar" ein Experiment mit unsicherem Ausgang gewagt, als er sich dafür, entschied, spruchsvolle kommerzielle Online-Anwendungen mit Hilfe eines Mini-Computers zu verwirklichen. Wenn man aber schon verallgemeinern wollte, seine Rechnung sehe anders aus: "Die Nova 2/10 hat sich als Prozeßrechner bei Hochschulen hundertfach bewährt, warum sollte sie nicht auch für unser Dialog-Kundeninformationssystem die geeignete, Hardware sein?" Überdies hat Müller den Markt eingehend studiert und kam nach detaillierten Untersuchungen zu dem Ergebnis, daß Minicomputer von der Hardware her mehr bieten als preislich vergleichbare MDT-Anlagen oder Universalrechner - wenn es diese überhaupt gibt, kostet doch eine Nova 2/10 in der Grundausstattung im Leasing monatlich nur 2600 Mark. Eben diese Schwelle hatte die Firma Frech mit "Außer-Haus-Datenverarbeitung" im Sommer 1975 erreicht, so daß der Übergang zur eigenen Anlage, mit der von Anfang an eine integrierte Lösung geplant war, leichtfiel. Inzwischen ist man bei Frech durch nachträgliche Systemerweiterungen bei einer monatlichen Leasingrate von 4000 Mark angelangt.

Wie aus dem Lehrbuch

Die Frech-Story könnte aus einem Lehrbuch mit dem Titel "Was ist ein Systemhaus?" stammen. Das Schorndorfer Mittelstandsunternehmen ist Pilotanwender der Strässle-Datentechnik und profitiert davon, daß dieses Systemhaus sehr daran interessiert war, eine echte Kundenapplikation mit sämtlichen Standardprogrammen, als "Zugpferd" für zukünftige Akquisitionen realisieren zu können. Das Stuttgarter Systemhaus, vormals Ruf-Vertragshändler, ist als OEM-Kunde von Data General heute hauptamtlich damit beschäftigt, "Kommerz"-Programme für DG-Minis zu erstellen und zusammen mit der Hardware als "Turnkey-Systems" an Endverbraucher zu verkaufen.