Übernahme ohne Shops und Fabrik

Tulip will mit dem Kauf von Commodore in den Soho-Markt

10.10.1997

Bereits im Juni wollte der aus Österreich stammende Tulip-Chef Franz Hetzenauer die holländische Commodore BV übernehmen und so den Umsatz seines Unternehmens auf über 500 Millionen Dollar schrauben. Damals scheiterten die Gespräche - wahrscheinlich daran, daß Hetzenauer weder an den Commodore-Shops noch an der Fertigung interessiert war. Nun sind sich die Parteien doch noch einig geworden: Tulip kauft lediglich den Markennamen und die Verwaltungsressourcen.

Die zukünftigen Commodore-PCs sollen in Tulips neuer Fabrik in Den Bosch gefertigt werden, die derzeit täglich zwischen 1500 und 2000 Rechner produziert.

Um den Kaufpreis aufzubringen, wird die Tulip NV 1,85 Millionen Neuaktien zum Nominalpreis eines halben Guldens (0,44 Mark) je Stück emittieren und mehr als 19 Millionen Mark einnehmen.

Wie Thomas Hollex, Marketing-Manager der Tulip-Niederlassung in Düsseldorf, erklärte, ist die Marke "Commodore" für den Soho-Markt gedacht. Für die Vermarktung ist eine eigene Vertriebsorganisation mit der Zentrale in Holland und regionalen Büros in den europäischen Ländern geplant. Am bisherigen PC-Geschäft soll sich nichts ändern. Hollex: "Tulip-Produkte bleiben weiter ausschließlich für den Business-to-Business-Bereich reserviert."

Die holländische Handelskette Dynabyte, die die Commodore-Läden, den Lagerbestand und das Personal übernommen hat, will zukünftige Commodore-PCs nicht mehr verkaufen. "Wir werden die Ware ab der kommenden Woche anbieten und danach unsere eigene Marke Shitec sowie PCs von Fujitsu und Compaq vermarkten. Nach dem Ausverkauf ist Commodore Geschichte", prophezeit Dynabyte-Chef Milroy Distel. Marktanalysten beurteilen die Übernahme ebenfalls skeptisch. Tulip habe schon vor einem Jahr versucht, im Consumer-Geschäft Fuß zu fassen und sei gescheitert, erklärte IDC-Analyst Pim Bilderbeek. Mit dem Namen Commodore sei ein guter Neustart denkbar, allerdings müsse das Management nach Jahren des Hin und Her Ruhe in den Laden bringen.