Web

Trübe Stimmung im Dienstleistungssektor

06.08.2001
Die Stimmung unter den deutschen IT-Dienstleistern hat sich verschlechtert. In der Vergangenheit wurde die Branche etwa durch das Jahr-2000-Problem und die Euro-Umstellung mit Auftragseingängen verwöhnt. Nun gönnt sich die Kundschaft, wie aus einer Umfrage des Ifo Instituts hervorgeht, eine Verschnaufpause.

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die Stimmung unter den deutschen IT-Dienstleistern hat sich verschlechtert. In der Vergangenheit wurde die Branche etwa durch das Jahr-2000-Problem und die Euro-Umstellung mit Auftragseingängen verwöhnt. Nun gönnt sich die Kundschaft, wie aus einer Umfrage des Ifo Instituts hervorgeht, eine Verschnaufpause.

Was sich im vierten Quartal 2000 bereits abzeichnete, wird nun bestätigt. Das Geschäftsklima in der erfolgsverwöhnten IT-Dienstleistungsbranche hat sich deutlich abgekühlt. Die Umfrage des Ifo Instituts vom April bis Mai dieses Jahres, die auf auswertbaren Fragebogen von 244 Unternehmen basiert, ergab einen Geschäftsklima-Index von 42 Prozentpunkten, das heißt, 42 von hundert Befragten beurteilen das Wirtschaftklima ihrer Branche als gut. Im Vergleich zu anderen Marktsegmenten ist dies zwar immer noch ein ordentlicher Wert, nicht jedoch gemessen an den Erhebungen der Vorjahre. Der aktuelle Index erreicht nämlich den niedrigsten Stand seit Sommer 1996 und ist 25 Prozentpunkte vom Höchststand Mitte 1999 entfernt.

Klagen über kleinen Auftragsbestand

Die verhaltene Einschätzung des Geschäftsklimas ist auf die schleppende Nachfrage nach Software und Services zurückzuführen. Meldeten 40 Prozent der befragten Unternehmen im ersten Quartal 2000 eine Umsatzsteigerung gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres, so sind es im ersten Vierteljahr 2001 nur noch 31 Prozent. Auch die Auftragslage bietet keine Aussicht auf kurzfristige Besserung: Bestehende Verträge werden gegenwärtig erfüllt, neue Aufträge sind jedoch Mangelware. Nahezu jeder fünfte Anbieter klagt über einen zu kleinen Auftragsbestand. Noch nie seit der Einführung des Konjunkturtests für die hiesige IT-Servicebranche im Jahr 1995 hat das Ifo Institut eine so schlechte Auftragslage registriert.

Vor allem kleine Dienstleister leiden unter den schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Immerhin jedes zehnte Unternehmen bezeichnete die eigene Geschäftslage zum Umfragezeitpunkt als schlecht. Zufrieden mit dem bisherigen Verlauf ihrer Tätigkeiten sind nur mittlere und große Anbieter (ab 50 Millionen Mark Umsatz), die in Westdeutschland ansässig sind. Sie bewerteten ihre Lage positiver als der Branchendurchschnitt, erwarteten zudem ein gutes Sommerhalbjahr, doch gute Laune wollen auch sie nicht verbreiten: Der Stimmungsindikator des Ifo Instituts für diesen Wirtschaftszweig hat sich fühlbar verschlechtert, was darauf hindeutet, dass sie schlechtere Zeiten erwarten.

Mitarbeiterzahl wächst verhalten

Verklungen sind mittlerweile die Klagen über den Fachkräftemangel. Den größten Bedarf haben zurzeit noch Beratungs- und Softwarehäuser, hingegen gab es bei Dienstleistern, die Wartungs- und Supportservices anbieten, sogar Entlassungen. Insgesamt stieg die Beschäftigung in den ersten drei Monaten dieses Jahres nur um 1,25 Prozent. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es drei Prozent.

Doch die Branche rechnet mit besseren Zeiten. Vier von fünf Befragten planen eine Ausweitung ihrer Geschäfte in den nächsten drei bis fünf Jahren. Dabei werden sie vornehmlich nach neuen Betätigungsfeldern in Deutschland suchen (etwa die Hälfte), obwohl zwei Drittel der Umfrageteilnehmer den Wettbewerb im hiesigen Markt als sehr stark empfinden. Lediglich jeder Vierte schätzt die Konkurrenzsituation innerhalb der EU ähnlich schwierig ein, so dass viele ihre Chance im Ausland suchen. 40 Prozent der Unternehmen wollen ihre Geschäftstätigkeit innerhalb der EU ausdehnen, 20 Prozent planen dies in außereuropäischen Ländern.

Das geschieht allerdings von einer sehr kleinen Basis aus, denn das Ifo Institut bezeichnet die Wettbewerbsituation deutscher Dienstleister im Weltmarkt als relativ schwach. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, konzentrieren sich die hiesigen Anbieter auf den Heimatmarkt. Hier nutzen sie Markt- und Kundennähe, die Vertrautheit mit den deutschen Rahmenbedingungen sowie bereits aufgebaute Kontakte. Immerhin hat dies dazu geführt, dass sich eine Vielzahl von kleinen und mittleren IT-Dienstleistern bilden konnte. Sie haben sich häufig Nischen gesucht, die ihnen bislang ein einträgliches Geschäft bescherten. Infolgedessen vernahm das Ifo Institut von den Kleinen kaum Klagen über den hohen Wettbewerbsdruck in Deutschland.