Fokussierung auf drei Geschäftsbereiche

Trotz Umsatzzuwachs schreibt die Software AG tiefrote Zahlen

21.06.1996

Die Einnahmen der Darmstädter beliefen sich 1995 auf 788,2 Millionen Mark, knapp 13 Prozent mehr als im Jahr zuvor.

Vor- und nachsteuerlicher Gewinn entwickelten sich dagegen weiter negativ. Gegenüber einem Plus von 7,5 Millionen im Vorjahr wies die Software AG 1995 nun ein vorsteuerliches Minus von 16,3 Millionen Mark aus. Noch gravierender ist der Rückgang beim nachsteuerlichen Resultat. Hier belief sich das Minus auf 50, 3 Millionen Mark (Vorjahr: 16,3 Millionen Mark).

Den hohen Verlust erklären die Darmstädter mit Sonderfaktoren. Eine steuerliche Betriebsprüfung bei der Muttergesellschaft für die Jahre 1989 bis 1992 habe zu "periodenfremden Vor- und Nachsteuereffekten" von rund 19 Millionen Mark geführt, erläuterte Jörg Bitzer, Direktor Finanz- und Rechnungswesen. Wertberichtigungen auf Forderungen belasteten das Ergebnis um weitere 21 Millionen Mark. Hinzu kommen um fünf Millionen Mark erhöhte Rückstellungen und rund fünf Millionen Mark für erwartete Steuerrückzahlungen, die nicht mitbilanziert wurden.

Unterm Strich positiv ist einzig das operative Ergebnis, das im letzten Jahr von 0 auf 5,1 Millionen Mark anstieg.

Den Turnaround will man bis 1997 schaffen, dann sollen auch nach Steuern wieder schwarze Zahlen geschrieben werden. Zu den Restrukturierungs-Bemühungen zählt auch die Fokussierung auf drei ausgewählte Geschäftsbereiche. Die Enterprise Systems Software liefert systemnahe Software und Datenbank-Management-Systeme. Die Data-Warehouse-Einheit kümmert sich um die bereits begonnenen Initiativen rund um das Produkt "Entire" und Datenabfrage-Tools wie "Esperant" und "Source Point". Der dritte Geschäftsbereich trägt die Bezeichnung Application Warehousing. Diese Division soll mit Hilfe vorhandener und neuer SAG-Middleware-Produkte IT- Lösungen entwickeln, die es ermöglichen, Softwarekomponenten und Objekte flexibel zu verbinden und unter Verwendung vorhandener Lösungen zu neuen Anwendungen zusammenzustellen.

Die Reorganisation dürfte zu einem weiteren Abbau von Arbeitsplätzen führen. Von den 1995 im Jahresdurchschnitt beschäftigten 3327 Mitarbeitern waren bis zum 1. Mai 1996 bereits 100 abgebaut. Bis zum Jahresende werden weitere 350 Jobs gestrichen. Allerdings lasse sich dieser Prozeß sozialverträglich gestalten, sagte Neumeister.

Mit den drei Business Units sollen SAG-Kunden in den Genuß einer "Enterprise Information Utility" kommen, die ihnen hilft, Altsysteme mit Client-Server-Lösungen und Internet-Anwendungen zu verbinden. "Dieses Konzept ermöglicht dem Anwender einen einheitlichen Blick auf alle Applikationen, zu denen er Zugang hat, egal ob sie auf Großrechnern liegen, LAN-basiert sind oder ob es sich um Applikationen und Informationen im Internet handelt", erklärte Gerhard Jörg, Vice-President Central Europe und Geschäftsführer der SAG Systemhaus GmbH.

Die Aussichten für das laufende Geschäftsjahr bezeichnete Neumeister als gut: "Beim Umsatz gehen wir von sieben Prozent Wachstum aus."