Auf und Ab des Kurses spiegelt das Risiko wider

Trotz Kapitalschnitt bleibt ADV/Orga ein Sanierungsfall

01.06.1990
Von Arnd Wolpers
Auf einer außerordentlichen Hauptversammlung wird die ADV/ Orga F.A. Meyer AG, Wilhelmshaven, das Kapital im Verhältnis vier zu eins von 20 auf fünf Millionen Mark herabsetzen.

Durch die sofortige Wiedererhöhung des Kapitals im Verhältnis eins zu zwei auf nominal 15 Millionen Mark sollen dem Unternehmen mindestens 20 Millionen Mark neues Eigenkapital zugeführt werden.

Foto: Sema

Der Vorgang zeigt, daß es sich bei ADV/Orga um einen Sanierungsfall handelt. Der Weg einer Kapitalherabsetzung und anschließenden -erhöhung wird in der Regel dann eingeschlagen, wenn es einer Anpassung der auf der Passivseite ausgewiesenen Eigentümeransprüche an das durch Verlust geschrumpfte Vermögen der Gesellschaft bedarf. Eine Kapitalherabsetzung beseitigt die Unterbilanz - eine buchtechnische Sanierung -, bevor frisches Eigenkapital zugeführt wird. Auf diese Weise versucht man, das finanzielle Gleichgewicht des Unternehmens wiederherzustellen.

Erst Mitte 1989 hatte sich ADV/Orga im Wege einer Kapitalerhöhung 15 Millionen Mark an frischen Mitteln von den Aktionären "geholt". Auf der letzten Hauptversammlung im Februar dieses Jahres wurde noch ein durchaus optimistischer Ausblick vermittelt und als Arbeitsziel das Erreichen schwarzer Zahlen ab 1991 definiert.

Der Mehrheitsaktionär Sema Group PLC, der am 2.Januar 1990 die Aktienmehrheit von 50,13 Prozent von der Commerzbank erworben hat, wird dieses Ziel weiterverfolgen. Für den außenstehenden Kleinaktionär ist die Unternehmensentwicklung aber nicht rechtzeitig einschätzbar.

Die Kursentwicklung des Jahres 1990 zeigt, wie problematisch ein Engagement in ADV/Orga-Aktien sein kann: Von Januar bis Anfang Mai kletterte der Kurs der Stammaktie von 95 auf 140 Mark, um dann nach Bekanntgabe der geplanten Kapitalherabsetzung auf 83 Mark zu stürzen. Fazit: Die Aktie sollte man trotz des optisch niedrigen Kurses weiter meiden.