Dienstequalität der neuen Carrier kritisiert

Trotz hoher Preise bietet die Telekom ihren Rivalen Paroli

31.07.1998

Insgesamt 650 mittelständische Unternehmen hat die Unternehmensberatung Arthur D. Little zusammen mit der Zeitschrift "Capital" zum Thema Wechsel des TK-Carriers befragt. Das Ergebnis ist für die neuen Anbieter, letztlich aber auch für die Telekom beschämend. Während erstere es aus Sicht der Befragten noch immer versäumen, sich mit Qualität und Services zu profilieren, greift die Telekom ihren Kunden immer noch zu tief in die Tasche.

Neben den Preisen und der Dienstleistungsqualität identifizieren die Unternehmensberater von Arthur D. Little anhand der Befragung noch den Punkt Service/Kundendienst als Kernkriterium, wenn es um die Auswahl eines neuen Carriers geht. 24 Prozent der befragten Unternehmen hätten bereits einen Wechsel des TK-Anbieters vollzogen, weitere 22 Prozent erwägen diesen Schritt "in der näheren Zukunft". Ein relativ satter Anteil von 37 Prozent ist nach wie vor mit dem Angebot der Telekom zufrieden, für sie kommt ein Wechsel nicht in Frage.

Arno Wilfert, Senior Manager bei Arthur D. Little, führt dies unter anderem auf Versäumnisse der neuen Carrier beim Start in den liberalisierten deutschen TK-Markt zurück. "Enorme Probleme, die Flut der Kundenanfragen kompetent zu bearbeiten und die Verfügbarkeit der zugesagten Leistungen sicherzustellen" hätten in der Anfangsphase das Vertrauen der Kunden zerstört. Eine neue Runde beim Carrier-Wechsel könne daher erst eingeläutet werden, wenn die Alternativanbieter ihre Schwierigkeiten im Griff und die Unsicherheit ihrer Klientel abgebaut hätten. Probleme dieser Art sehen die Unternehmensberater bei der Telekom nicht. Allerdings schneidet der TK-Riese laut Befragung "deutlich schlechter" ab, was die Preise der angebotenen Dienste betrifft.

Thomas Fichtl, Sprecher des Düsseldorfer Carriers Otelo Communications, weist die Vorwürfe über mangelnde Dienstequalität zurück. Er räumt zwar ein, daß einige der neuen Anbieter aufgrund der fehlenden eigenen Struktur "Kapazitäts- und Netzprobleme" hätten, auf Otelo treffe das aufgrund der hohen Zahl von Interconnect-Punkten zum Netz der Telekom jedoch nicht zu.