Trotz guter Ergebnisse geraet der Kurs von IBM unter Druck

10.02.1995

Von Arnd Wolpers*

IBM ueberraschte die Analysten mit einem starken Endspurt. Mit 1,2 Milliarden Dollar oder 2,06 Dollar je Aktie fiel der Ertrag im vierten Quartal 1994 um zehn Prozent hoeher als im Vorjahr aus. Klammert man die im vierten Quartal 1993 vorgenommen Sonderbelastungen von 8,9 Milliarden Dollar fuer ausserordentliche Aufwendungen aus, so betraegt das Gewinnplus sogar stolze 260 Prozent. Trotz der guten Zahlen geriet der IBM-Kurs unter Druck und sank im Laufe der Woche um 6,5 Prozent auf 72 Dollar. Gemessen am sehr starken Rueckgang der Compaq-Aktie scheinen die Gewinnmitnahmen bei dem Armonker Unternehmen recht moderat. Allerdings war in der IBM-Notiz nicht soviel Optimismus enthalten wie bei Compaq. So hat der PC-Hersteller in den vergangenen Berichtsperioden regelmaessig die Gewinnerwartungen uebertroffen. IBM-Chef Louis Gerstner zeigte sich angesichts des Geschaeftsergebnisses "befriedigt ueber die Gesamt-Performance", das Umsatzwachstum lasse aber trotz Fortschritten noch zu wuenschen uebrig.

Fuer das ganze Jahr 1994 weist IBM einen Gewinn von drei Milliarden Dollar beziehungsweise 3,92 Dollar je Aktie aus. Erneut konnten die Kosten reduziert werden - diesmal um 3,5 Milliarden Dollar. 80 Prozent der Aufwandsenkung wurden damit erreicht, so dass man mit der Gewissheit in das Jahr 1995 ging, den groessten Teil der Gesundschrumpfung hinter sich gebracht zu haben.

Im Schlussquartal 1994 registrierte IBM eine starke Nachfrage quer durch die gesamte Produktpalette. Bei Mainframe- und Speicherprodukten kam es zu Engpaessen. Die Serviceeinnahmen stiegen um ueber 30 Prozent. Die Bruttomarge konnte mit 40,6 Prozent gegenueber dem Vorjahr (39,3 Prozent) leicht verbessert werden. Enttaeuscht hat allerdings der PC-Bereich. Trotz aufwendiger Restrukturierungsaufwendungen erhoehten sich die fluessigen Mittel zum 31. Dezember 1994 auf 10,6 Milliarden Dollar (gegenueber 7,2 Milliarden Dollar am 31. Dezember 1993).

1994 erzielte IBM erstmals wieder einen Umsatzzuwachs. Der Fortschritt bei den Restrukturierungsbemuehungen schlaegt sich auch in einer Erhoehung des IBM-Boersenwertes um mehr als zehn Milliarden Dollar nieder. Dennoch: weniger eine Verbesserung der Marktstellung, sondern Restrukturierungs- und Kostensenkungsmassnahmen fuehrten zum Turnaround. Mit einem Kurs- Gewinn-Verhaeltnis von 14 bis 15 bezogen auf die Gewinnschaetzung 1995 ist der Titel fair bewertet.

* Arnd Wolpers ist Geschaeftsfuehrer der Vermoegensverwaltungsgesellschaft CMW GmbH in Muenchen. Die hier veroeffentlichten Informationen beruhen auf Quellen, die wir fuer vertrauenswuerdig und zuverlaessig halten. Trotz sorgfaeltiger Quellenauswahl und -auswertung koennen wir fuer Vollstaendigkeit, Genauigkeit und inhaltliche Richtigkeit der Angaben eine Haftung nur insoweit uebernehmen, als grobe Fahrlaessigkeit oder Vorsatz Haftung begruenden. Jede darueber hinausgehende Haftung wird ausgeschlossen. Fuer Angaben Dritter uebernehmen wir kein Obligo. Aktienanlagen sind durch staerkere Kursschwankungen gekennzeichnet.