Informatik-Studium in Erlangen wird reformiert

Trotz elfjähriger Debatte - Warten auf gute Ausbildung

21.12.1990

ERLANGEN (hk) - Eine Reform des Grundstudiums steht den Erlanger Informatikern nach elfjähriger Beratung ins Haus. Studenten und Professoren bejahen das Vorhaben, das sich jetzt mehr an den Bedürfnissen der Informatiker und weniger an dem der Naturwissenschaftler orientiert, wie es bisher der Fall war. Allerdings befürchten die Studenten, daß die Übergangsregelung zu ihren Ungunsten ausfallen wird, klagen die Professoren doch schon seit Jahren über zuviel Arbeit.

Seit fast elf Jahren denken Studenten und Professoren am Institut für mathematische Maschinen und Datenverarbeitung/ Informatik der Universität Erlangen/Nürnberg über eine Reform des Grundstudiums nach. Über die Notwendigkeit sind sich die Beteiligten einig. Der bisherige Studienplan stammt noch aus der Gründerzeit des Instituts, die Informatik hat sich aber in den vergangenen 20 Jahren wie kaum ein anderes Fach weiterentwickelt.

Das Studium wurde aus Sicht der Informatik-Studenten bisher nicht an die neuen Anforderungen angepaßt. Die Reform des Grundstudiums soll nun zum Wintersemester 1991/92 durchgeführt werden. Durch die Studienreform wollen die Verantwortlichen die Lehrinhalte der einzelnen Veranstaltungen besser aufeinander abstimmen.

Daß es nicht früher zu einer Reform kam, hängt nach Meinung von Professor Horst Müller damit zusammen, daß "wir durch Überlast so sehr durch Lehrveranstaltungen und andere Dinge im Studium eingebunden sind, daß für die Reform nur wenig Zeit übriggeblieben ist".

Im neuen Modell stehen sich laut Angaben der Fachschaftsinitiative Informatik die theoretischen und praktischen Teilgebiete des Studiums gleichberechtigt gegenüber. Erstmalig in Bayern wurden, so die Fachschaftsinitiative, die gesellschaftlichen Bezüge der Informatik in das Studium integriert. Eine gewisse Orientierungslosigkeit bei den Studenten hätte dazu beigetragen, daß viele ihr Studium falsch aufbauten und sich so die Studienzeit verlängerte.

Um für neue Inhalte Platz zu schaffen, das heißt unter anderem um die Programmierpraxis zu betonen, sollen veraltete Themen aus dem Lehrplan gestrichen werden. So wird zum Beispiel die Mathematikvorlesung, die bisher für alle technischen Studiengänge in Erlangen einheitlich war, an die speziellen Bedürfnisse der Informatik angepaßt.

Damit die Reform den Studierenden auf Dauer Vorteile bringt, so die Informatiker-Initiative, müssen jedoch Übergangshärten vermieden werden. Für Professor Müller ist dieses Argument einsichtig, allerdings stellten die Studenten in diesem Punkt zu hohe Anforderungen. Es sei kaum möglich, "für durchgefallene Studenten entsprechende Lehrveranstaltungen noch mehrfach wiederholt anzubieten". Es werde eine "angemessene Übergangsregelung" geben, allerdings könne man nicht "mit dem gleichen Personal alles doppelt bewältigen".