Interconsult-Gehaltsvergleich in der Elektronikindustrie weist aus:

Trotz Chip-Knick bleibt die Branche liquide

28.03.1986

VAIHINGEN (lo) - Die Protagonisten der "dritten industriellen Revolution" verdienen nicht schlecht. Trotz mancher Stolperstrecken bezieht ein Geschäftsführer etwa im CA-System-Sektor bis zu gut einer viertel Million Mark p. a. Über Gehälter 1986 für alte Hasen wie auch Einsteiger in der Elektronikindustrie machte jetzt die Intersonsult GmbH in Vaihingen die Rechnung auf.

Ein Trend, was das Einkommen in der Elektronikindustrie anlangt, ist offensichtlich: Kaum Zuwachs bei den die Gehälter begleitenden Bonuszahlungen, die immerhin zwischen zehn und vierzig Prozent des Fixeinkommens variieren, wie die Vaihinger Beratungsgesellschaft ermittelte. Besonders der Sektor Halbleiter ist dabei betroffen, in dem, ähnlich wie auch bei Low-cost-Drukkern, die Konkurrenz knallhart agiert.

Dies schlägt sich voll auf die Verkaufspreise sowie Zielboni nieder, berichtet Interconsult-Geschäftsführer Friedrich Thomer. Aufwärts mit Einkommenssteigerungen bis zu fünf Prozent ging es indes bisher etwa im "Innendienst" bei Entwicklung und Applikation.

Gerade die oberen Chargen haben allgemein kaum Grund zu klagen. Immerhin ist bei aktiven und passiven Bauelementen der Gesamtverkaufsleiter mit sechs Jahren Erfahrung sowie Personalverantwortung mit rund 140 000 Mark dotiert, der Geschäftsführer legt nochmals etwa 20 Prozent zu.

Diesem Entscheider zieht der Kollege gleicher Wertung aus dem Sektor Mikroprozessoren mit Hard- und Software, Single-Board-Computern sowie Entwicklungssystemen mit einem Salär bis zu 230 000 Mark allerdings davon. Vor ihm liegen nur noch Geschäftsführer aus den Sektionen Minicomputer samt spezieller Software - zwischen 190 000 und 240 000 Mark - sowie CAD/CAM/ CAE-Systeme mit bis zu 260 000 Mark per anno.

Auf der Verdienst-Skala weiter unten angesiedelt sind etwa der Geschäftsführer im Segment Computerperipherie mit bis zu 190 000 Mark oder der Gesamtverkaufsleiter von speicherprogrammierbaren Steuerungen mit rund 100 000 Mark jährlich.

Manager in Richtung Marketing und Vertrieb sollten in ihrem Karrieregepäck mit Extras wie "sehr" guten Produktkenntnissen, internationaler Erfahrung und, damit verbunden, "exzellenten Kontakten" in einem Geschäft mit hoher Innovationsgeschwindigkeit aufwarten können, umreißt Interconsulter Thomer das hier gültige Erfolgsprofil.

Bei Innendienstpositionen streicht der Produkt-Marketing-Manager mit zwei Jahren Produkterfahrung sowie Personalverantwortung bei aktiven und passiven Bauelementen bis fast 100 000 Mark, bei Mikroprozessoren ein gleichartig plazierter Entscheider bis zu 130000 Mark und bei CA-Systemen noch darüber ein.

Berufsanfänger von der Fachhochschule oder Universität werden, beim Blick auf alle Branchenteile, mit etwa 50 000 Mark im Innendienst sowie bis zu 70 000 Mark im Außendienst - als Junior-Vertriebsingenieur bei Mikroprozessorsystemen - abgegolten.

Kaufmännische Positionen liegen bei der Dotierung "p. a." zumeist in der oberen Mitte der erfragten Werte. So beziehen Operationsmanager um die 160 000 Mark und Controller wie auch EDV-Manager bis zu 140 000 Mark.

Gerade im vergangenen Jahr zeigte sich, mit welchen Risiken sich die elektronische Wachstumsindustrie konfrontiert sehen kann, wurden doch nur etwa fünf Milliarden Dollar erzielt. Dies bedeutete aber einen Rückgang der weltweit erzielten Erlöse um ein Fünftel. Dennoch sind die Arbeitsplätze in der Elektronikindustrie keineswegs Schleudersitze. Denn dieser Markt wächst, beispielsweise nach Aussagen des amerikanischen Marktforschungsinstituts "Dataquest", in den 90er Jahren um das Doppelte.

So besteht auch eine große Nachfrage nach Bewerbern, die, wie das bundesdeutsche Beratungsunternehmen ermittelte, mindestens ein und maximal drei Jahre Vertriebspraxis in einem Fachgebiet aufweisen können. Ihr Alter: nicht über 30 Jahre. Dabei sind Vertiebsingenieure gefragte Kandidaten, da hier der Markt besonders ausgedünnt ist.

Für Newcomer empfiehlt Interconsult-GmbH-Geschäftsführer Thomer: "Englisch perfekt". Zudem würden Absolventen von bestimmten Ausbildungsstätten - etwa der Uni Karlsruhe im Sistembereich oder der Fachhochschule in Furtwagen mit Schwerpunkt Custom-IC-Design-Bereich - mit "zehn Prozent mehr" bevorzugt.

ln den Metropolen München, Stuttgart und Düsseldorf ist das Stellenangebot groß; dort muß dann ein Unternehmen auch bis zu zehn Prozent mehr über dem üblichen Gehaltsdurchschnitt für einen guten Vertriebsmann zahlen als etwa in Hamburg oder Frankfurt.

AU: