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Trolltech macht "Qt" zur GPL-Open-Source

05.09.2000

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Das norwegische Unternehmen Trolltech wird die Library "Qt“ ab der morgen erscheinenden Version 2.2 auch quelloffen nach der Linux-typischen "GNU General Public License" (GPL) zur Verfügung stellen. Wer allerdings mit der Library proprietäre oder geschlossene Produkte entwickeln will, muss für eine "Q Public License" (QPL) Gebühren bezahlen. Dass Qt bisher nicht Open Source war, ist Ursache einer für die Linux-Welt ungewöhnlichen Spaltung in die Desktop-Projekte "KDE" und "Gnome“. Mitte August hat der Beitritt von IT-Größen wie IBM, HP, Sun und Compaq zu einer neuen "Gnome Foundation“ diesem Projekt Vorschub gegeben (CW Infonet berichtete).

Nach heftigen Debatten der Open-Source-Szene im Internet hat das Führungsteam von KDE Ende letzter Woche ebenfalls nervös und gereizt reagiert. Die Gnome Foundation liefere – so der kaum verhüllte Vorwurf an die Konkurrenz – ein Open-Source-Projekt an die Industrie aus: "Sie haben einfach die Art verändert, in der ihr eigenes Projekt beherrscht und kontrolliert wird.“

Die Open-Source-Entscheidung von Trolltech beruhigt die Gemüter. Gnome-Fürsprecher reagierten enthusiastisch. Richard Stallman, streitbarer Gründer der Free Software Foundation, nannte den Beschluss "ein großartiges Geschenk von Trolltech für die Community“. Red-Hat-Chef Bob Young sprach von einer "starken Entscheidung" der Norweger. Die "Open Source only" ausgerichtete Distribution Debian soll nun auch mit KDE erscheinen. Für KDE könnten sich die Chancen wieder verbessert haben. Matthias Ettrich, Mitbegründer und leitender Mitarbeiter des Projekt, ist überzeugt, dank der Qt-Öffnung werde "die ganze Community die anstehende KDE-Version 2.0 voll akzeptieren".