Triton von Baan loest Comet-Anwendungen ab Staedtler votiert fuer die Aussenstellen gegen SAP

19.08.1994

MUENCHEN (qua) - Manchmal ist der Gang zum Marktfuehrer eben nicht die beste Loesung. In seinen 25 Auslandsniederlassungen setzt der Schreib- und Zeichengeraetehersteller Staedtler Mars die PPS- und Logistiksoftware "Triton" von Baan ein, waehrend die Entscheidung fuer das Nuernberger Stammhaus zugunsten der SAP ausfallen koennte.

Der Wechsel auf eine neue Anwendungssoftware war unumgaenglich geworden. Zwar lief das Applikationspaket "Comet" auf den alten Siemens-Nixdorf-Rechnern des Typs 8870 immer noch zur Zufriedenheit - so jedenfalls Gerd Schmaeche, als Prokurist fuer DV und Organisation des Anwenderunternehmens zustaendig. Doch habe der Service des Anbieters in letzter Zeit zu wuenschen uebriggelassen. "In einigen Laendern gab es niemanden mehr, der sich mit Comet auskannte", erlaeutert der DV/Org.-Leiter. "In Kanada beispielsweise waren wir ganz auf uns gestellt."

Hinzu komme, dass die Hardwareperipherie in der 8870-Welt vergleichsweise teuer sei. So koste eine Platte rund 10 000 Mark. Die neuen Unix-Systeme - zu einem Grossteil HP9000-Rechner - boeten mehr Plattenplatz zum guenstigeren Preis und ermoeglichten darueber hinaus den zehnfachen Durchsatz.

Fuer Triton, in Deutschland von der Hannoveraner Space Info Systems GmbH vertrieben, entschied sich Schmaeche eigenen Angaben zufolge deshalb, weil der Hersteller, die niederlaendische Baan B.V., in allen Laendern vertreten ist, in denen das Anwenderunternehmen Niederlassungen unterhaelt. "Das ist bei SAP nicht der Fall", konstatiert der DV-Manager.

Beispielsweise in Hongkong, Malaysia, Singapur und Thailand sei das Software-Unternehmen aus Walldorf nicht in erforderlichem Masse praesent. Aus demselben Grund fiel auch die PPS-Software der Stuttgarter Straessle GmbH aus dem Rennen.

Gegen das R/3-System der SAP AG sprachen drei weitere Punkte. Zum einen gruendet der gute Ruf der SAP-Software hauptsaechlich auf ihren kommerziellen Anwendungen, wohingegen sie im Fertigungsbereich als schwach gilt. Anders Triton: Aufgrund seiner

Produktgenese weist die Baan-Software Pluspunkte gerade bei

der Produktionssteuerung auf. Wie Schmaeche mitteilt, betreibt

Staedtler Mars im Ausland keineswegs nur Vertriebsbueros, sondern auch Fertigungsstaetten.

Allerdings sind diese Niederlassungen im Regelfall mit hoechstens 20 DV-Arbeitssplaetzen ausgestattet. Und hier kommt das zweite SAP- Manko ins Spiel, naemlich der hohe Preis. Schmaeche:

"Wenn Sie fuer fuenf oder zehn Bildschirme R/3 nehmen, rechnet sich das nicht."

Last, but not least sei R/3 eine sehr komplizierte Software. Das falle um so mehr ins Gewicht, als Staedtler Mars im Ausland keine DV-Mannschaften unterhalte. Vielmehr wuerden die Triton-

Applikationen in Nuernberg "vorgeneriert" und als komplettes Staedtler-System ausgeliefert.

Ob das Unternehmen auch die rund 800 Bildschirm-Arbeitsplaetze in Nuernberg mit Triton-Software ausstatten wird, ist fraglich. In dieser Groessenordnung sowie fuer die dort vorherrschenden Anwendungsbereiche - Buchhaltung und Vertrieb - waere laut Schmaeche auch der Einsatz von R/3 sinnvoll. So kann sich der Prokurist durchaus vorstellen, "zweigleisig zu fahren".