Trendwende Mittelständler sehen Outsourcing skeptisch

06.11.2006
Von Jürgen Liebherr
Nach einer aktuellen Studie von TEC setzen nur noch 16 Prozent der deutschen mittelständischen Firmen auf Outsourcing.

Im deutschen Mittelstand zeichnet sich eine Trendwende ab. Laut Mittelstandsorganisation TEC (The Executive Committee), kehren immer mehr Firmen nach Deutschland zurück, die einst durch Produktionsverlagerungen nach Osteuropa und China Kosten einsparen wollten. Untermauert werden diese Aussagen durch eine aktuelle, bundesweite Studie von TEC. Demnach glauben derzeit nur noch etwa 16 Prozent der befragten Mittelständler, dass eine Produktionsverlagerung ins Ausland eine deutliche Verbesserung der aktuellen Situation bringen würde. Knapp 37 Prozent stehen solchen Maßnahme skeptisch und fast 47 Prozent sogar ablehnend gegenüber.

Damit dreht sich das Stimmungsbild, wie es vor gut einem Jahr den deutschen Mittelstand prägte: Laut TEC waren im März 2005 noch 52 Prozent der Unternehmer der Meinung, dass eine Auslagerung von Produktionsteilen dem Mittelstand mittelfristig nutzen würde. 43 Prozent rechneten mit einer Zunahme von Outsourcing-Projekten und 50 Prozent glaubten, eine Ausgliederung könne schon ab einer Abteilungs- bzw. Unternehmensgröße von bis zu neun Mitarbeitern sinnvoll sein.

Prof. Dr. Klaus Evard, Vorstand von TEC Deutschland und Gründer der European Business School, sieht als eine Ursache für die aktuelle Trendwende schlechte Erfahrungen mit ausländischen Arbeitnehmern. Entweder fehlte den Leuten die notwendigen Qualifikationen oder sie würden mit dem dann erlangten Know-how von der Konkurrenz abgeworben werden. Zudem bestände an ausländischen Produktionsstätten eine erhöhte Gefahr von Industriespionage und Produktpiraterie. Unabhängig davon glaubt Prof. Evard jedoch auch, dass eine positive konjunkturelle Entwicklung in Deutschland die Trendwende forciere.

Damit die Tendenz weg vom Outsourcing jedoch in eine dauerhafte Entwicklung umgewandelt werden können, bedarf es laut Evard noch einiger tief greifender Maßnahmen. Vertraut man den Ergebnissen der aktuellen TEC-Studie, so halten 75 Prozent der deutschen Mittelständler einen Innovationsschub für unabdingbar, für knapp 73 Prozent (Mehrfachantworten waren erwünscht) sind ebenfalls flexiblere Tarifvereinbarungen von entscheidender Bedeutung. Auch firmeninterne Verbesserungen finden bei den Mittelständlern deutlichen Zuspruch. So erhoffen sich laut Studie fast 77 Prozent der Befragten durch stärker motivierte Mitarbeiter eine Erhöhung der Effizienz. Nach Angaben von TEC sind zudem auch strategische Veränderungen ein entscheidender Faktor: Jeweils 42 Prozent der mittelständischen Betriebe halten es für sinnvoll, im eigenen Unternehmen Umstrukturierungen vorzunehmen beziehungsweise ausländische Märkte stärker zu erschließen.