ARBEITSPLATZDRUCKER

Trend zur Lasertechnik macht Nadeldrucker nicht überflüssig

25.05.1990

Mit Tsuneo Nagai, dem Vorsitzenden der Geschäftsführung der Star Micronics Deutschland GmbH in Frankfurt sprachen die COMPUTERWOCHE - Redakteure Jan Bernd Meyer und Michael Wojatzek. Nagai erläuterte, wie sich aus Sicht eines Herstellers der Druchermarkt darstellt und wo die technologischen Zukunftstendenzen liegen.

CW: Wohin geht der Trend im PC Druckermarkt? Die 9-Nadler werden doch irgendwann vom Markt verschwinden? Ganz banal gefragt, wer will denn noch 9-Nadel-Drucker?

Nagai: Es ist richtig: Viele glauben tatsächlich, daß für diese Drucker kein Markt mehr da ist, aber das stimmt nicht. Beispielsweise gibt es eine ganze Menge von Anwendern, die Listen drucken müssen Da ist der 9-Nadler immer noch das beste. Er druckt schnell, ist robust und verarbeitet Endlos-Papier.

CW: Aber geht nicht der Trend im allgemeinen dahin, daß der Anwender mehr Qualität will?

Nagai: Das ist . richtig. Bereits jetzt entfallen rund 20 Prozent des europäischen Marktvolumens auf Seitendrucker, wozu auch die Laserdrucker zählen Das sind etwa 5, 5 Millionen Stück. Dieser Trend setzt sich weiter fort.

Steigende Tendenz verzeichnen wir auch bei den Tintenstrahldruckern. Aber im absoluten Low-end-Bereich wird es immer Nadeldrucker geben.

CW: Vor allem ist es doch wohl auch eine Preisfrage, die über den Kauf von Laser- oder Nadeldruckern entscheidet.

Nagai: Richtig. Es ist zur Zeit noch unmöglich, Laserdrucker zu einem Endverbrauchspreis von 500 oder 600 Mark auf den Markt zu bringen. Vielleicht werden wir das in zehn Jahren scharfen. Ein Preis von etwa 1500 Mark ist das äußerste, was demnächst möglich sein könnte. Das wäre ein absoluter Low-end-Laser mit geringer Geschwindigkeit, also sechs bis acht Seiten Minute. Jetzt, im Jahre 1990, liegt der günstigste Preis für einen Low-end-Laser noch bei 2500 bis 3000 Mark. Wenn Sie diesen Preis mit dem eines 24-Nadeldruckers vergleichen, der etwa 600 Mark kostet, dann wird sofort klar, daß ein Privat- Anwender oder ein wirtschaftlich denkendes Unternehmen noch zum Nadeldrucker greifen wird.

CW: Kann man eine Unterscheidung der Drucker nach Einsatzbereichen treffen?

Nagai: Im professionellen Bereich der Listendrucker ist der 9-Nadler, der zwar wenig Qualität im Schriftbild bietet, dafür aber robust und schnell ist, weiterhin die erste Wahl. Denn schöne Schriften braucht man für Listen nicht. Deshalb wird der 9-Nadler seinen Marktanteil auf jeden Fall halten. Beim privaten Anwender schließlich wird der 24-Nadler in absehbarer Zeit den 9-Nadler ersetzen. Diese Tendenz ist klar zu erkennen. Wir verkaufen heute zwar noch extrem viele 9-Nadler für den privaten Gebrauch. Das Wachstum bei den 24-Nadlern ist aber unübersehbar.

CW: Vor zwei Jahren zeigte Epson auf der CeBIT den ersten 48-Nadel-Drucker. Seitdem hört man aber davon nichts mehr, auch andere Hersteller haben nichts derartiges vorgestellt.

Nagai: Das ist eine reine Spielerei. Die High-end-24-Nadel-Drucker bringen heute die gleiche Leistung wie dieser 48er.

CW: Zum Thema Drucker gehört auch der Punkt Standards. In den ersten Jahren der PC-Drucker hat bei den 9-Nadel-Druckern Epson die Standards gesetzt, bei den 24-Nadlern orientierte man sich dann am NEC P6 und seinen Nachfolgern. Wird das so bleiben und wer setzt die Standards für Laserdrucker?

Nagai: Da gibt es einmal Postscript, das ganz stark im kommen ist. Der Markt ist aber noch nicht so groß, daß es sich durch setzen kann. Im überwiegenden Teil des Laserdrucker-Marktes dominiert der PCL-Standard von Hewlett-Packard. Auch wir müssen uns danach richten.

CW: Sie nannten vorhin drei grundlegende Technologien im Bereich der PC Drucker: Matrix, Tintenstrahl- und Laserdrucker. Es gibt aber auch im Druckerbereich technologische Weiterentwicklungen, beispielsweise die sogenannten "Bubble-Drucker". Was kommt in den nächsten drei bis fünf Jahren da auf uns zu, woran arbeitet. Sie gerade? Und was geschieht zum Beispiel in Sachen Lärmdämmung bei den Nadeldruckern?

Nagai: Nun, die Entwicklung geh; ganz klar in Richtung Laserdrucker. Wir arbeiten auch an einer Weiterentwicklung der Tintenstrahl-Technologie .

CW: Wie sieht es denn in Sachen Farbe bei Laserdruckern aus?

Nagai: Das ist zuallererst eine Preisfrage. Farbige Ausdrucke sind zwar bei Laserdruckern prinzipiell realisierbar, beim derzeitigen Stand der Technik aber noch sehr grob. Trotzdem bin ich mir sicher, daß da bald etwas kommen wird.

CW: Was würde denn so ein Farblaser heute kosten?

Nagai: Das kann ich nicht sagen, ich weiß es einfach nicht. Aber ich glaube, der Preis wäre keinem Kunden zumutbar. Das würde der Markt nicht annehmen. Ein Anfang ist mit den Farbkopiergeräten gemacht, darauf müssen wir aufbauen. Ein Farbkopiergerät kostet rund 20 000 Mark. Ein Farblaser wurde sicher ein Vielfaches kosten.

CW: Gibt es denn einen Bedarf für solche Geräte?

Nagai: Also bei uns nicht. Da wird die Entwicklung genauso verlauten, wie bei den Postscript-Druckern. Die wurden vor einigen Jahren groß heraus gestellt und angepriesen. Und was ist geschehen? Der Markt dafür ist bis heute ziemlich begrenzt und klein geblieben. Ich glaube, bei den Farb-Laserdruckern wird das zunächst auch so bleiben .

Auch wegen der geringen Geräuschentwicklung werden Laser- und Tintenstrahldrucker sich besonders im Bürobereich immer mehr durchsetzen. Es ist einfach nicht möglich, den Lärmpegel der Nadeldrucker zu senken .

CW: In den USA schwachen sich die PC-Verkäufe allmählich ab, der Boom läßt nach. Mit einer gerissen Verzögerung wird sich dieser Trend auch hier durchsetzen. Glauben Sie, daß in der Folge auch die Druckerhersteller davon betroffen sein wer den, oder merken Sie schon jetzt et was von dieser Entwicklung?

Nagai: Wir erkennen bisher noch keine Tendenzen in dieser Richtung Zuerst kauft man ja in der Regel den Computer und dann erst den Drucker. Peripheriehersteller haben aber das Glück, auch den sogenannten "Ersatzbedarf" befriedigen zu können. Wer sich also anfangs einen 9-Nadel-Drucker gekauft hatte, der will irgendwann ein höherwertiges Gerät.

CW: Und was machen die neuen Märkte in Osteuropa?

Nagai: Das ist eine für Star sehr erfreuliche Entwicklung. Wir sind bereits in Polen sehr erfolgreich , da halten wir rund 80 Prozent Marktaneil. Auch in Ungarn läuft es sehr gut mit mehr als 50 Prozent. In der DDR ist Star noch nicht vertreten, dort dominieren Epson und Seikosha. Das größte Potential liegt für uns allerdings in der UdSSR.

Plotten mit Nadeln

Die eierlegende Wollmilchsau ist bekanntlich eine Mißgeburt. Mehrzweckgeräte, die zwei Funktionen nebeneinander wahrnehmen können, stellen jedoch häufig einen guten Kompromiß dar, wenn es nicht um allzu hohe Qualitätsstandards geht oder scharf gerechnet wird . Nebenstehende Grafik beispielsweise , die ein Drucker "geplottet" hat, erfüllt durchaus bestimmte Mindestanforderungen, wie sie häufig CAD-Bereich auftauchen. "Schreiben" kann das Gerät natürlich auch.

Japan-Billigdrucker: Fast-food - na und?

Das haben die europäischen Druckerhersteller davon: Statt ein Geläuf zu schaffen, auf dem sie an den japanischen Konkurrenten vorbeiziehen konnten, haben sie sich mit ihren Bemühungen um einen anspruchsvollen Standard-Druckertest vor zwei Jahren selbst , aus der Bahn - sprich: aus dem Markt - gebremst.

Tatkräftig dazu beigetragen hat die EG-Kommission mit ihrem Eigentor in Form von Strafzöllen auf japanische Billigimporte: Die fernöstlichen Spezialisten für technologisches Fast-food begannen unverzüglich, hierorts zu produzieren.

- Dataquest-Zahlen zufolge g macht die Nippon Inc. heutzutage etwa 70 Prozent des europäischen Geschäftes mit Low-cost-Druckern; bei den billigeren Laserprintern sollen es gar 95 Prozent sein, OEM-Lieferungen an ehemalige Mitbewerber eingeschlossen. Die von Eurokraten und Konkurrenten gemeinschaftlich monierten Niedrigpreise sind dagegen keinesfalls gestiegen.

Damit verheilt sich der Druckermarkt ähnlich wie die meisten Industriemärkte. Die Japaner kommen über Low-end-Produkte herein; im vorliegenden Falle haben sie die Europäer völlig in die High-end-Nischen zurückgeworfen.

Als es noch um die Aufteilung des Marktes ging, argumentierte Europa mit der unerreichten Qualität seiner Produkte; argwöhnte gar, die Japaner verweigerten sich einem Teststandard, weil ihre Produkte dabei auf der Strecke bleiben würden. Die Kunden hat's kaltgelassen: Sie wollen offenbar keine Hochpreise für Geräte zahlen, die bis ans Ende aller Tage funktionieren Kaufkriterien sind vielmehr - Dataquest dixit: - einfach nur Zuverlässigkeit zu akzeptablen Preisen simple Handhabbarkeit und schnelle Verfügbarkeit. Unter diesen Gesichtspunkten haben die Japaner schlicht das bessere Ende für sich. see