Gewerkschaften warnen

Trend zu Offshore verändert Arbeitsmarkt

21.11.2003
MÜNCHEN (CW) - Die Absicht großer IT-Konzerne, künftig verstärkt in Billiglohnländern wie Indien, Osteuropa oder China programmieren zu lassen, stößt auf Kritik der Gewerkschaften. So warnt Gerhard Rohde vom Internationalen Bund der Dienstleistungsgewerkschaften vor den Folgen des "globalen Phänomens Offshore-Outsourcing.

Schätzungen gehen davon aus, dass Großbritannien im Lauf der nächsten drei Jahre bis zu 25 000 IT-Jobs ins Ausland verlagern werde, in den USA sollen 3,3 Millionen qualifizierte Angestelltenjobs bis 2015 betroffen sein. Rohde warnt davor, solchen Prognosen der Unternehmensberater, die häufig zweckorientiert seien, blind zu glauben. Man müsse berücksichtigen, dass im Zuge des IT-Abschwungs in den USA erheblich mehr Arbeitsplätze verloren gingen als vermutlich künftig durch die Verlagerung in Billiglohnländer.

Negative Auswirkungen des Offshore-Trends sieht Rhode aber nicht nur für den Arbeitsmarkt und die Zahl der offenen Stellen, sondern auch für die Organisation der Arbeit: "Abteilungen erhalten den Charakter von Liefereinheiten, ganzheitliche Tätigkeiten werden zurückgenommen sowie selbständiges Arbeiten durch straffe Vorgaben eingeengt.

Unter Druck geraten nach Rohdes Einschätzung auch die Preise im IT-Dienstleistungsmarkt sowie das Einkommensniveau der IT-Profis. Dies ist zum einen auf die Verlagerung von Funktionen, Projekten oder ganzen Abteilungen ins Ausland zurückzuführen. Zum anderen entsteht durch die Liberalisierung des Handels mit Dienstleistungen (GATS-Abkommen) und den Europäischen Binnenmarkt für Dienstleistungen mehr unmittelbare Konkurrenz von billigeren Mitbewerbern im heimischen Markt. (am)