Optimierung für Ernstfall Hamburg-Berlin

Transrapid-Daten in Echtzeit ausgewertet

09.08.1996

Die Versuchsanlage wird von der Magnetbahn Versuchs- und Planungsgesellschaft mbH (MVP) mit Sitz in München betreut, deren zwei Hauptgesellschafter Tochterunternehmen der Lufthansa und der Bundesbahn sind. Unter möglichst realistischen Bedingungen werden im emsländischen Lahten auf einer 31,5 Kilometer langen Strecke verschiedene Fahrwegtypen und Testzüge mit einer Geschwindigkeit von bis zu 450 Stundenkilometern erprobt. Der derzeit im Einsatz befindliche Versuchszug "TR07" dient vor allem zur Optimierung des Zuges für den geplanten Betrieb auf der Strekke Hamburg-Schwerin-Berlin.

Während der Fahrt fallen an zahlreichen Meßpunkten des Zuges Daten an. Optische Leiter übertragen diese mit einer Durchsatzrate von mehr als 200 KB/s und der extremen Taktrate von drei Mikrosekunden synchron an das zentrale Datenerfassungssystem der Fahrzeugüberwachung. Dort werden die Daten teilweise direkt ausgewertet sowie grafisch dargestellt und auf Massenspeichern archiviert. Das System dient allerdings nur zur Datenerfassung.

Ein Echtzeitsystem ist deswegen notwendig, weil jedes der eingehenden Datenpakete sensible Informationen enthalten kann. Ein anfänglich eingesetztes Erfassungssystem auf PC-Basis hatte nur etwa jedes vierzigste Datenpaket erfassen können, da die Interrupts des Betriebssystems keinen synchronen Datenfluß zuließen.

Zum Einsatz kommt ein Echtzeitrechner vom Typ "Infinity R/T 300" der Firma Encore, eine Rechnerplattform auf Basis der 64-Bit-"Alpha-AXP"-Prozessoren von DEC unter dem Betriebssystem Digital Unix. Seine intelligenten, dezentralen I/O-Systeme werden über einen ebenfalls 64 Bit breiten VME-Bus angebunden. Dabei verknüpft eine spezielle Clustertechnik den Auswertungsrechner und die I/O-Prozessoren.

Alle erschütterungsempfindlichen Teile des Rechners, vor allem die Festplatte, sind "ruggedized", also speziell stoßgedämpft befestigt. Dies ist deswegen notwendig, weil der TR07 im Gegensatz zu einigen Vorläufern über keine konventionelle Federung verfügt. Damit will man testen, inwieweit die Regelelektronik des Fahrzeuges Unebenheiten im Fahrweg ausgleichen kann. Allerdings wird der Transrapid, der irgendwann Anfang des kommenden Jahrhunderts die Elbmetropole Hamburg mit der neuen Bundeshauptstadt verbinden soll, aller Voraussicht nach wieder beide Federungssysteme kombinieren.