Vier Fragen an den Autor Professor Dr. Peter Mandl
CW: Gibt es Handlungsanweisungen, die Firmen beim Bauen von Web-Services-orientierten Systemen mit Transaktionsverarbeitung beachten sollten?
MANDL: Strebt man mit heutigen technischen Möglichkeiten eine robuste Lösung an, so sollte der Aufruf einer Web-Service-Operation möglichst nur eine Transaktion in einer lokalen Umgebung des Web-Service-Providers auslösen. Verteilte Transaktions-Manager, die als Koordinatoren in unternehmensübergreifenden Anwendungen zusammenarbeiten, sind, zumindest aus heutiger Sicht, nicht realistisch. Die Beschränkung auf eine flache Transaktion, welche die Provider-Grenzen nicht überschreitet, stellt eine robuste Lösung dar und funktioniert. Sie wird heute in der Praxis fast ausschließlich eingesetzt, wenn man Aktualisierungsoperationen in einer Transaktion verwendet.
CW: Trifft es zu, dass zwar simple Transaktionen (Credit-Check, Terminabfrage etc.) im Web-Services-Umfeld heute realisierbar sind, jedoch keine komplexen Abläufe etwa zwischen unterschiedlichen Geschäftsanwendungen?
MANDL: Meines Wissens ja. Ich kenne kein Unternehmen, das Ihren Transaktions-Manager öffentlich zur Koordination verteilter Web-Service-Transaktionen über die Unternehmensgrenze hinweg zur Verfügung stellt. Bei rein lesenden Transaktionen ist das nicht so problematisch, denn da kann man auch auf die Transaktionskoordination verzichten.
CW: Wie weit ist die Standardisierung fortgeschritten?
MANDL: Die drei wichtigen Oasis-Standards WS-C, WS-AT und WS-BA sind nun alle in der Version 1.2. Sie wurden zur Spezifikation WS-Transactions zusammengefasst, die wiederum aus den drei Subspezifikationen besteht. Die anderen Standards werden wohl nicht mehr weiterentwickelt, es scheint also, dass sich WS-Transactions durchgesetzt hat.
CW: Wie gut sind die SOA-/Web-Services-Umgebungen von Anbietern wie Oracle, IBM, Software AG, Tibco und SAP auf die verteilte Transaktionsverarbeitung vorbereitet?
MANDL: Verteilte Transaktionen in homogenen Umgebungen unterstützen die gängigen Produkte im Rahmen ihrer Implementierung. Für Web-Service-Transaktionen bieten heutige Produkte meist Implementierungen auf Basis von WS-Coordination und WS-AtomicTransaction 1.0 beziehungsweise 1.1. Microsoft berichtet beispielsweise von einer Implementierung von WS-Coordination und WS-AtomicTransaction 1.1 in der Windows Communication Foundation (WCF) sowie von erfolgreichen Interoperabilitätstests unter anderem mit den Produkten von Sun, IBM und IONA (Progress Software).