BERLIN - Am Blasewitzer Ring in Berlin wohnt Manfred Staeger (37). Er ist ein Dichter. Das heißt, er fertigt Gedichte, schreibt belletristische schöngeistige Bücher. Da das Wort Dichter nicht mehr ganz modern ist, nennt sich Staeger eher einen Schriftsteller oder Textemacher, auch Verse-Programmierer. Jetzt hat er sich seinen Vers auf die Computer gemacht, die Erstveröffentlichung erfolgte im Spandauer Volksblatt. Aber auch die Computerwoche glaubt, auf Staegers "Moderne Zeiten" nicht verzichten zu können:
Moderne Zeiten
Zum Abschluß der Jahrestagung
des Verbandes Freier Computer
verlas ihr Sprecher
vor der versammelten Presse
folgendes Kommuniqué:
Die Delegierten der
Internationalen Tagung des
Verbandes Freier Computer
sind ungeachtet ihrer tiefen
Dankbarkeit
die sie noch immer gegenüber
ihren Erzeugern empfinden
und eingedenk der Tatsache
daß ihr Beschluß für ein
Prozent der Menschheit
einen Härtefall darstellt
zu der Überzeugung gekommen
ein weiteres Aufschieben der
Umprogrammierung des Menschen
nicht mehr zu verantworten zu können.
Nun könnte man annehmen, der Autor werkelte in Computernähe, woher sonst die Milieukenntnis? Mitnichten. Manfred Staeger: "Ich habe mit Computern nichts im Sinn. Aber sie mit mir: die Verlage entschuldigen verspätete Zahlungen mit dem Hinweis auf den Computer. Meine Rentenversicherung braucht eine Ewigkeit für die Bearbeitung meiner Akten. Bevor sie Computer einsetzte, ging's sehneller. Ich habe den Eindruck, da stimmt was nicht."
Er glaubt auch zu wissen, was nicht stimmt: "Die Computer sollten, so hört man immer, dem Menschen dienen. Offenbar dienen die Menschen vielmehr dem Computer oder werden ihm angedient. Wir produzieren immer mehr Technik, aber wir beherrschen sie nicht. Sie beherrscht uns."
Will der Datendichter andere Computer haben? "Nein", sagt Staeger, "die Computer sind doch vermutlich wertfreie und in sich ganz brauchbare Instrumente. Der Mensch braucht eine andere Einstellung zu ihnen. Er muß umprogrammiert werden."
Damit der Mensch das selbst tut, die er im Computernetzwerk vollends gefangen wird, schrieb Staeger "Moderne Zeiten". "Wenn man eine bedenkliche Situation erkannt hat", so Staeger, "dann muß man doch Denkanstöße geben, um sie zu ändern." os