Trainingsanbieter kämpfen ums Überleben

11.06.2004
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Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.

In einer Umfrage des "Jahrbuchs der Management-Weiterbildung" gaben laut Autor Jürgen Graf über 40 Prozent der freien Dozenten an, dass sie bei den Honoraren Einbußen erlitten hätten. "Die Honorare sind stark ins Trudeln geraten und die Trainer müssen hart feilschen", berichtet Graf. Er weiß von einigen Dozenten, dass sie mittlerweile auch Kurse an der Volkshochschule angenommen haben, um überleben zu können.

Zu den wenigen Seminaren, die im vorigen Jahr gut liefen, gehörte das Vertriebstraining, ergab seine "Trendanalyse Weiterbildung", die er im Jahrbuch veröffentlichte. Absolutes Trendthema sei Coaching, in dessen Genuss mittlerweile nicht nur das Topmanagement, sondern auch die mittlere Führungsebene gelangten. "Weiterbildung verkommt zum reinen Reparaturbetrieb", lautet das kritische Fazit des Management-Jahrbuch-Herausgebers.

Nur wenige der 20 führenden Weiterbildungsanbieter konnten im vorigen Jahr gegenüber 2002 ein Umsatzplus erwirtschaften. (Quelle: Lünendonk GmbH)
Nur wenige der 20 führenden Weiterbildungsanbieter konnten im vorigen Jahr gegenüber 2002 ein Umsatzplus erwirtschaften. (Quelle: Lünendonk GmbH)

Lösungsanbieter gefragt

Gute Überlebenschancen haben laut Streicher Bildungsfirmen, die sich als Lösungsanbieter profilieren. Sie müssen von der Konzeption über Personalentwicklung bis zur Übernahme der Trainingsaktivitäten des Anwenderunternehmens alles bewerkstelligen können. In dieser Analyse fühlt sich Uwe Schöpe, Geschäftsführer der Bonner Akademie, bestätigt. Mit seinen 100 Mitarbeitern verdient er zu 70 Prozent sein Geld mit IT-Kursen.

Die Bonner Akademie zählt zu den wenigen Gewinnern der Lünendonk-Liste. Der Umsatz des Unternehmens stieg um zehn Prozent, nur SRH Lernlife meldete einen noch höheren Zuwachs. Schöpe versteht sich als einer dieser Generalunternehmer, die ihren Kunden rund um die Weiterbildung ein ganzes Paket an Produkten und Dienstleistungen bis hin zum Outsourcing anbieten können. Dabei tanzt er auf mehreren Hochzeiten. Als Tochterunternehmen der Züricher Versicherung erwirtschaftet er fast zwei Drittel des Umsatzes mit der Muttergesellschaft, den Rest mit externen Kunden und aus staatlich geförderten Maßnahmen.

Mit vielseitigem Kursangebot punkten

Ernüchterung herrscht beim Thema E-Learning, meint Streicher. Das Online-Trainingsgeschäft mache im Durchschnitt fünf Prozent des Gesamtumsatzes aus. Auch in Zukunft würden die Befragten eher zurückhaltend mit diesem Thema umgehen, ergab die Studie. Dem kann LS-Mitarbeiterin Strobel nicht ganz zustimmen. Richtig sei, dass sich vor allem Blended-Learning-Konzepte durchsetzten, also eine Mischung aus Präsenz- und Online-Training.