Personaler diskutieren auf der Systems 2001

Trainee-Programm oder Direkteinstieg?

02.11.2001
MÜNCHEN (CW) - Welchen Weg ein Berufsanfänger im Unternehmen einschägt, hängt von ihm selbst und von der Personalpolitik ab. In einer Podiumsdiskussion im Zentrum für Jobs & Karriere auf der Systems 2001 erörterten Personalexperten die Vor- und Nachteile von Trainee-Programmen und bewerteten die Karrierechancen nach einem Direkteinstieg.

Sechsstellige Summen investieren Firmen in jeden einzelnen Trainee - da ist eine sorgfältige Auswahl der Kandidaten selbstverständlich. Jedenfalls können sich die Trainees sicher sein, eine gründliche Einführung in ihren Job zu bekommen, denn jeder Arbeitgeber erhofft sich von den hohen Investitionen möglichst bald entsprechende Erfolge. "Trainee-Programme eignen sich dazu, das Unternehmen und dessen Abläufe kennen zu lernen", argumentiert Christiane Holstegge von der Brose Fahrzeugteile GmbH & Co. KG und plädiert somit für einen solchen Einstieg ins Berufsleben. "Gleich in den ersten Monaten sollen unsere Mitarbeiter lernen, über den eigenen Tellerrand hinauszublicken", sagt Holstegge, "und das ist auch Bestandteil unseres Trainee-Programmes."

Damit entkräftigt sie Burkhard Hankes Argument, der in straff organisierten Programmen einen Widerspruch zu einer flexiblen Arbeitsweise sieht. Hanke von der Unternehmensberatung CSC Ploenzke bietet seinen neuen Mitarbeitern zunächst ein fünftägiges Einführungsprogramm an, an dem alle Neulinge teilnehmen. Hier kommen allgemeine Aspekte, die das Unternehmen betreffen, zur Sprache. Danach gibt es für jeden Berater individuell gestaltete Trainingsmaßnahmen mit einer Dauer von sechs bis acht Wochen, deren Gestaltung vom künftigen Einsatzgebiet abhängt.

Tatsächlich scheint der Sinn eines Trainee-Programms vom Unternehmen und dessen Produkten abzuhängen. "Quereinsteiger werden am Markt vorbei ausgebildet", kritisiert Tim Ackermann von der Deutschen Bank die derzeitigen Umschulungsmaßnahmen. Deshalb richten sich die Trainee-Programme in seinem Unternehmen in erster Linie an Umschüler, während 80 Prozent der Hochschulabsolventen mit einem Direkteinstieg bei der Bank beginnen.

Ohnehin "sind die Zeiten des Quereinstiegs vorbei", wie Thorsten Körting, Geschäftsführer der Inet Vision GmbH, bemerkt. Seine Trainee-Programme sind ausschließlich für Akademiker und Fachinformatiker oder Absolventen anderer Ausbildungsberufe des IT-Sektors gedacht. Als straff organisiert sieht er die Programme überhaupt nicht, vielmehr richten sie sich nach den Kompetenzen der einzelnen Mitarbeiter - so auch bei der Deutschen Bank. Jeweils sechs bis zwölf Monate dauern die Programme und wechseln sich zwischen Projektarbeit und Schulungen ab.

Investition in SchulungBei Inet Vision verdienen die Trainees zwischen 3500 und 4500 Mark im Monat. "Das ist zwar weniger im Vergleich zum Gehalt von Direkteinsteigern, dafür investieren wir den Differenzbetrag in Schulungsmaßnahmen", erklärt Körting. So kann ein Trainee 40 bis 60 Tage pro Jahr an externen Schulungen teilnehmen und damit weit mehr Fortbildungsmaßnahmen genießen als sein Kollege im Direkteinstieg. Bei der Deutschen Bank sind die Trainees in Bezug auf das Gehalt den Direkteinsteigern gleichgestellt: Je nach Kompetenz und Qualifikation gibt es zwischen 80000 und 84000 Mark pro Jahr. "Das große Problem am Markt ist der Unterschied zwischen Können und Wollen", klagt Ackermann.