Kolumne

Träum weiter, Mann!

16.08.2007

Der Sommer bringt ungewöhnliche Geschichten hervor. Vielleicht liegt das an der Hitze, aber wahrscheinlicher hat es mit dem Mangel an gewöhnlichen Nachrichten zu tun. Da sich die Welt der Wirtschaft und der Politik im Sommer langsamer dreht, bleibt einfach Zeit, die Dinge aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. So ein Wechsel der Perspektive lässt auch die IT in einem anderen Licht erscheinen. Ihre Errungenschaften scheinen bei näherer Betrachtung wichtiger, die Unterstützung des Business wird intensiver empfunden, Prozessorientierung und Innovationskraft sind Selbstverständlichkeiten. In der Tat lässt uns die gelassenere Sommerperspektive zu dem Schluss kommen, dass die meisten IT-Teams in ihren Unternehmen einen guten Job machen einen sehr guten sogar.

Die meisten von ihnen haben es schließlich geschafft, alle bedürftigen Mitarbeiter mit rollengerechter IT auszustatten. Sie können nicht nur mailen, Texte schreiben, sondern via ERP oder CRM und/oder Portal auch auf unternehmenskritische Daten zugreifen. Sie können die so gewonnene Produktivität über den unternehmenseigenen breitbandigen Internet-Zugang beim Online-Banking, Reisebuchen, Chatten oder IP-Fernsehen wieder zunichte machen. Außerdem werden die meisten Prozesse massiv durch IT unterstützt. Viele würden ohne diese Unterstützung nur eingeschränkt oder gar nicht funktionieren.

Alles klar also? Kein Grund, der IT in den Unternehmen etwas am Zeug zu flicken? Wenn man ihr etwas nachsagen kann, dann, dass sie gründlicher nachdenkt als das Business. Jetzt im August, wo alle Business-Manager im Urlaub sind (die gehen immer alle zusammen, um in den restlichen Monaten nur ja keinen flüchtigen Trend zu verpassen), kann man das ja ruhig laut sagen. Die Business-Seite lebt in einem anderen Takt als die IT. Alles ist kurzfristiger und schneller auf der Geschäftsseite. Die IT braucht dagegen länger, um Sachen zu durchdenken und vor allem ihre Systeme an die kurzfristigen Geschäftserfordernisse anzupassen. Leider dauert dieses Nachziehen manchmal länger als die Trends. Diese unterschiedlichen Takte halten die IT ständig unter Druck, ständig hat sie den schwarzen Peter, weil sie dem Geschäft scheinbar hinterherhinkt. Aber tut sie das wirklich? Nein! Anders als Geschäftsbeziehungen, anders als irgendwelche Märkte ein bildschönes Beispiel für ihr Nichtfunktionieren liefert zurzeit die weltweite Immobilienszene funktionieren IT-Systeme in aller Regel reibungslos. Wenn man sie einfach laufen lässt, wohnt ihnen eine unirdische Eleganz inne, die dem Menschenwerk sonst fehlt.

Leider kommt der Wunsch nach Unveränderbarkeit galoppierender Realitätsflucht gleich. Aber im August darf man ja mal träumen. Alle sind, wie gesagt, im Urlaub, es tauchen weniger dieser seltsamen Forderungen auf ?† la "Die IT müsste da mal ran" oder "Mit einem neuen CRM-Systemmüssten wir eigentlich mehr verkaufen können", auch Anwendungsfehler von Vorstandsmitgliedern rauben einem nicht den Schlaf. Zeit also, mal den eigenen Gedanken zu folgen. September wird es von ganz allein. In diesem Sinne einen traumhaften Sommer noch.

Steigen Sie in unsere Sommerdiskussion zu den Errungenschaften der IT ein. Unter http://blog.computerwoche.de werden Ihre Kommentare sofort veröffentlicht.