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Traditionelle Einzelhändler könnten Dot.coms den Rang ablaufen

27.03.2000

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Das amerikanische Marktforschungsunternehmen Jupiter Communications erwartet ein dramatisches Wachstum des europäischen Online-Einzelhandelsmarkts. Gute Chancen hätten traditionelle Einzelhändler, die ihr Geschäft auf das Web ausdehnen. Reine Internet-Anbieter gerieten immer stärker unter Druck, den steigenden Ansprüchen einer großen Zahl an Nutzern zu genügen. Dies sei die Chance des Einzelhandels, so die Analysten in einer während des Jupiter-Shopping-Forums in Amsterdam veröffenlichten Studie.

Jupiter rechnet allein innerhalb des nächsten Jahres mit einem Anstieg der Web-Einzelhandelsumsätze von acht Milliarden Euro im Jahr 2000 auf 14,7 Milliarden Euro im Jahr 2001. Noch einmal vier Jahre später sollen sogar 64 Milliarden Euro über das Web umgesetzt werden. In diesem Zeitraum wird sich nach Einschätzung der Analysten die Zahl der Online-Käufer von 20 Millionen auf 85 Millionen mehr als vervierfachen. Dieses Wachstum werde angeregt durch die größere Vielfalt und Attraktivität der Angebote. Verbraucher kauften zunehmend auch teure und erklärungsbedürftige Produkte via Internet.

Bis jetzt hätten die Dot.com-Einzelhändler einen sehr viel besseren Job gemacht, um die neue Internet-Kundschaft anzusprechen, als die traditionellen Anbieter, so Jupiter-Analyst Evan Neufeld. Da aber die große Masse der Käufer erst in den nächsten Jahren online gehe, sei das keineswegs eine Garantie für dauerhaften Erfolg und Überlegenheit. "Die Dot.coms lassen die Tür weit offen für die traditionellen Händler", erläutert Neufeld."

In immer stärkerem Masse komme es auch im Internet-Geschäft darauf an, starke Beziehungen mit Zulieferern aufzubauen und zu pflegen. Das sei umso wichtiger, je mehr - auch Premium- oder Markenprodukte - online verkauft würden, ergänzt Neufelds Kollege Nick Jones. Gleichzeitig interessierten sich die Zulieferer heute mehr für die Art und Weise, in der ihre Produkte im Internet vermarktet werden. Brick-and-Mortar-Unternehmen hätten die Chance, in diesem Umfeld ihre Offline-Erfahrungen zu nutzen. Sie könnten durch ihre oft hervorragenden Zulieferbeziehungen attraktive Angebote für die Kunden zusammenzustellen, so Jones. Zusammen mit den Vorteilen realer Ladengeschäfte (Sofortkauf, Umtausch, Beratung) könnten die traditionellen Einzelhändler sehr schnell den reinen Web-Companies die noch führende Position im Internet-Einzelhandel streitig machen. Allerdings sei es höchste Zeit zu handeln, so Jupiter-Experte Jones. Denn die Dot.coms hätten

die Herausforderung durchaus erkannt.