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Toys 'R' Us ist mit Amazon unzufrieden

15.03.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Der US-Spielwarenhändler Toys R Us will seine Partnerschaft mit Amazon.com neu verhandeln. Nach Insider-Berichten fühlt sich das Unternehmen aus Paramus, New Jersey, vernachlässigt und beklagt, dass Amazon eine Reihe neuer Serviceverträge abgeschlossen habe, ohne neue Mitarbeiter anzustellen. Die Einnahmen würden die Miete für den Toys 'R' Us-Shop auf der Amazon-Website nicht gerechtfertigen. Der im August 2000 geschlossene Vertrag sieht vor, dass Amazon neben einer festen jährliche Gebühr eine Transaktionsprämie für jede verkaufte Ware erhält. Außerdem kassiert der Internet-Händler eine Umsatzbeteiligung im einstelligen Prozentbereich. Während Amazon im vergangenen Jahr erstmals Profit erzielte, schrieb der Spielwarenhändler im Online-Bereich bei Einnahmen von 277 Millionen Dollar einen Verlust von

76 Millionen Dollar.

Toys 'R' Us steht mit seinen Klagen nicht alleine da: Mit Expedia, Hotwire und Overstock.com haben sich in den letzen sechs Monaten mindestens drei andere Kooperationspartner darüber beschwert, dass die erbrachten Leistungen zu mager seien und nicht den Erwartungen entsprächen. So kritisierten Expedia und Hotwire, dass Amazon zu wenig Reklame für seine Internet-Reiseagentur betrieben habe, bei der die beiden Unternehmen die Buchungsdienste übernehmen. Aus der Partnerschaft seien weniger Transaktionen als erwartet hervorgegangen.

Für Amazon.com, das im Januar erstmals schwarze Zahlen vorlegte, sind die Service-Verträge wichtiger Bestandteil des Geschäfts. Im Rahmen der Vereinbarungen betreibt der Internet-Händler die fremden Online-Shops oder leitet Kunden auf die Webseite seiner Kooperationspartner weiter. Dieses Geschäftsfeld erwirtschaftete im vergangenen Jahr 225 Millionen Dollar Umsatz, nach Schätzungen von Analysten stammt die Hälfte davon aus dem Deal mit Toys R Us. Obwohl die Summe nur einen geringen Teil der Gesamteinnahmen von 3,12 Milliarden Dollar darstellt, verzeichnet Amazon in der Servicesparte mit 56 Prozent eine wesentlich höhere Bruttogewinnspanne als im Kerngeschäft, dem Verkauf von Büchern, Musik und Videos (27 Prozent).

Bereits Ende 2000 hatte Amazon die Vereinbarungen mit anderen Partnern neu verhandelt und die Gebühren für Drugstore.com und Greenlight.com gesenkt. Der Internet-Händler war zu Zugeständnissen bereit gewesen, da die Kooperationspartner nach dem Platzen der Internet-Blase Schwierigkeiten hatten, ihren Verpflichtungen nachzukommen. (mb)