Board-Supplier warten auf Vollproduktion ab Frühjahr

Token Ring: 16-Megabit-Boom überrascht Big Blue und TI

26.01.1990

HOUSTON (IDG) - Heißbegehrt sind derzeit bei Third-Party-Herstellern 16.Megabit-Chipsets. Wer nicht wie Ungermann-Bass selbst fertigt, ist auf Gedeih und Verderb dem Exklusiv-Fabrikanten Texas Instruments (TI) ausgeliefert. Die Texaner wie auch Big Blue haben die Nachfrage jedoch unterschätzt und daher entstanden Lieferengpässe.

Allen Schwierigkeiten zum Trotz sind einige Third-Party-Anbieter von 16-Megabit-Token-Ring-Adaptern entschlossen, ihre Produkte in diesem Quartal erstmals an den Kunden zu bringen. Obwohl TI bei der Fabrikation erst im März volle Leistung fahren kann sie wurde wegen des Booms im Herbst in eine Fabrik mit höherer Kapazität verlagert - hoffen die abhängigen Supplier zunächst auf Chip-Lieferungen, die ausreichen, erste Kundenbestellungen abzudecken.

Die Texaner lösen das Problem derweil auf ihre Art: Sie lassen die Chipsets in begrenzter Zahl vorwiegend ausgewählten Vertragspartnern wie Proteon und NCR zukommen. Die Bevorzugten haben dadurch den Vorteil, ihren Kunden wiederum exklusiv Beta-Test-Versionen der 16-Megabit-Boards liefern zu können.

Kein Wunder, daß bei den Karten-Produzenten, die weniger in der Gunst von TI stehen, die Ungeduld wächst. Ihnen wie auch den Kunden - bleibt indes nichts anderes übrig, als sich in die Warteschlange einzureihen und auf eine bessere Versorgungslage zu hoffen.

Ungermann-Bass als lachender Dritter

Schützenhilfe hat TI in dieser Situation von Proteon bekommen. Eine Sprecherin des Unternehmens wies daraufhin, daß der Chip-Spezialist im vergangenen Jahr rechtzeitig auf die Verzögerung aufmerksam gemacht habe. Jeder hätte daher noch beizeiten die Lieferzusagen der Situation anpassen können, wie es auch Proteon getan habe. Der Supplier hat Aufträge über mehrere tausend Boards vorliegen, die momentan nicht erfüllt werden können.

So weiß, wie Proteon seine Weste im Umgang mit den Kunden darstellt, ist sie jedoch nicht. Um der IBM, die wie TI in Lieferschwierigkeiten steckt, Kunden abzusagen, hat Proteon entgegen sonstiger Gewohnheit seinen Abnehmern die Verfügbarkeit des Produkts schon zugesagt, noch ehe Beta-Tests gefahren wurden.

Big Blue hat mittlerweile Probleme bei der Produktion zugegeben. Wie ein Sprecher mitteilte, werde der Engpaß aber in Kürze beseitigt sein. Ins Fäustchen lachen sich derweil die Manager bei Ungermann-Bass. Der Netz-Spezialist fertigt in Lizenz seine 16-Megabit-Chips selbst. Laut Software-Direktor Paul De-Pond will das Unternehmen die Gunst der Stunde nutzen und bis Ende des Jahres entsprechende Produkte auf den Markt bringen.

In der ganzen Aufregung scheinen die Anwender noch am meisten Ruhe zu bewahren. So meinte ein Token-Ring-User: "Ich glaube nicht, daß wegen der fehlenden 16-Megabit-Produkte Probleme entstehen. Wir würden sie zwar auch sehr gern testen, aber unsere Applikationen laufen auch auf dem 4-Megabit Token-Ring-Netz ausgezeichnet." +