Tobits David will Goliath Exchange angreifen

06.02.2003
Von Martin Seiler
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Mehr als nur kommunizieren: Mit der neuen „XL“-Version seiner Messaging-Plattform „David“ streckt der Hersteller Tobit seine Fühler ins Groupware-Segment. Das Unternehmen will Anwendern eine vollwertige Alternative zu Exchange und Outlook von Microsoft bieten.

David XL ist weit mehr als eine Kommunikationsplattform für Unternehmen. Das Produkt bietet neben einem vollwertigen E-Mail-Server samt umfassendem Unified Messaging alles, was von einer Groupware-Lösung erwartet wird. Die Features reichen von Einzel- und Gruppenkalenderfunktionen über Aufgabenverwaltung bis hin zu Workflow-Elementen. Gegenüber der Kombination aus Exchange/Outlook ist dabei von Vorteil, dass alle Features bereits in der Standardausgabe des Produkts integriert sind und nicht erst umständlich hinzugefügt werden müssen - bei insgesamt niedrigerem Preis.

Über das Infocenter greifen Mitarbeiter auf David XL zu: Es ist Kommunikationszentrale und Groupware-Tool zugleich.
Über das Infocenter greifen Mitarbeiter auf David XL zu: Es ist Kommunikationszentrale und Groupware-Tool zugleich.

Ähnlich wie die Microsoft-Kombination setzt auch Tobit neben der Server- auf eine Client-Komponente. Die Ergänzung zu David XL ist das „Tobit Infocenter“, das als universelle Kommunikationszentrale für den Anwender dient. Ob Faxmeldungen, Voice-Messages, E-Mails oder SMS-Texte: Alle Nachrichten werden im Eingangskorb übersichtlich dargestellt. Integrierte Viewer-Komponenten sorgen für eine optisch einwandfreie Darstellung. Speziell für die Wiedergabe von Sprach- oder mitgeschickten Videodateien enthält die Software einen eigenen Player, dessen Bedienelemente innerhalb der jeweiligen Nachricht eingeblendet werden. Eine externe Abspielsoftware wird nicht benötigt.

Ordnung per Mausklick

Eine Besonderheit an David XL sind die hierarchischen Archive, die sich zur besseren Übersicht im Postfach erstellen lassen. Sie helfen dem Anwender dabei, Informationen thematisch zusammenzufassen oder bestimmten Gruppen zuzuordnen, damit diese gemeinsam auf sie zugreifen können. Solche Archive können einfach hinzugefügt oder gelöscht werden, auch das Ändern der speziellen Eigenschaften eines Ordners stellt kein Problem dar. So reichen wenige Mausklicks, um eine spezielle Ablage für eine neue Arbeitsgruppe zu erstellen, die über einen eigenen Mail-Ein- und -Ausgang sowie einen Gruppenkalender verfügt. Einträge aus den dieser Gruppe zugeordneten Mitgliedern lassen sich selektiv in diesen zentralen Plan ein- und ausblenden. Entsprechend unkompliziert gestaltet sich auch das Definieren von Regeln für diese Ordner.

Neu hinzugekommen ist auch die Aufgabenplanung in David XL. Einzelne Anwender können To-do-Listen erstellen, die einen Überblick über anstehende, aktuelle und erledigte Projekte geben. Speziell für das Arbeiten im Team ist es möglich, auch Aufgabenlisten für ganze Gruppen festzulegen und den Mitgliedern auf diese Weise die für sie relevanten Informationen zur Verfügung zu stellen.

Vom Infocenter aus lassen sich zudem personalisierte E-Mail- und Fax-Rundschreiben und Seriennachrichten erstellen, der Anwender muss dafür nicht extra in ein Textverarbeitungsprogramm wechseln. Neben dem Standard-Infocenter bietet Tobit verschiedene Alternativen, um auf den Server zugreifen zu können. Dazu gehören Versionen für mobile Clients, etwa das für Laptops vorgesehene „Infocenter Mobile“, das „Infocenter WAP“ oder „Infocenter Web PDA“. Über das „Infocenter Web“ können Anwender außerdem von unterwegs via Internet ihren Posteingang checken. Dabei kann die Lösung auch offline genutzt werden: Bis eine Verbindung mit dem Firmennetz hergestellt ist, werden ausgehende E-Mails zwischengespeichert und erst dann an den zentralen Server übertragen.

Die Sicherung von Daten und sogar ganzer Archivbäume ist relativ problemlos mit Hilfe der in die Lösung integrierten Replikationsdienste zu bewerkstelligen. Ein vollständiges Failover zwischen zwei Servern, wie es im Problemfall wünschenswert wäre, ist jedoch allein mit den Bordmitteln der Software nicht zu erreichen. Dies ist wegen der notwendigerweise eindeutigen User-IDs beispielsweise in einem Netware-Verbund nicht möglich - mit Tools von Drittanbietern lässt sich diese Schwierigkeit jedoch umgehen.

Unix-Unterstützung in Arbeit

David XL richtet sich vor allem an mittelständische Unternehmen mit etwa 150 bis maximal 500 Arbeitsplätzen. Nach Angaben des Unternehmens wäre es technisch unproblematisch, mehr Arbeitsplätze anzubinden. Die Realisierung würde Tobit jedoch zwingen, ins Projektgeschäft einzusteigen, was nicht im Sinne des Unternehmens liegt. David XL soll eine Out-of-the-Box-Lösung sein und bleiben.

Die Kommunikationslösung ist für Netware- und Windows-2000- beziehungsweise XP-Server erhältlich. Tobit arbeitet jedoch auch an einer Linux-Version: Nach Aussagen von Matthias Wäßle, Manager Public Relations, existiert bereits eine stabile Betavariante. In der Startversion für 590 Euro unterstützt David XL einen Port beziehungsweise Kommunikationskanal. Die in der Grundausstattung enthaltene ISDN-Leitung kann aber nachträglich eingebaut werden.