Mit Sprache allein lässt sich nicht mehr das große Geld verdienen

TK-Carrier zeigen Flagge bei Datendiensten

19.05.2000
SAN MATEO (IDG/CW) - Vom Internet-Kuchen wollen die traditionellen TK-Carrier auch ein Stück abhaben. Hintergrund für deren Erweiterung des Portfolios über reine Sprachdienste hinaus sind die sinkenden Margen im Sprachsektor.

Traditionelle TK-Carrier entfernen sich immer weiter von ihren Wurzeln - der Telefonie. Auch den lukrativen Datenmarkt wollen sie für sich ausschlachten. Daher positionieren sie sich als Anbieter von Datendiensten und integrierten Services. Eine große Kundenbasis und die vorhandene Infrastruktur sind dabei von Vorteil. "Sprachvermittlung entwickelt sich zum Commodity-Produkt. Preise und Gewinnmargen bewegen sich nach unten", begründet Jilani Zeribi, Senior Analyst bei Current Analysis, den Trend. Selbst wenn die Nutzung von Telefonie etwa durch Handys noch wachse, sei die Zunahme des Umsatzes begrenzt. Die Yankee Group schätzt die Steigerungsrate für Sprachdienste bis zum Jahr 2004 auf maximal 2,4 Prozent. Verglichen mit IP-Services und Web-Hosting, die bis 2002 um 23,5 Prozent wachsen sollen, ist das wenig.

Zu den Carriern, die ihr Portfolio entsprechend erweitern, zählt Cable & Wireless. Mit seinem "Edge Co-location Hosting Service" bietet der Dienstleister eine Highend-Hosting-Lösung für Breitband-Content-Provider sowie internationale Carrier und Internet Service Provider (ISPs) an. Der Dienst umfasst die Bereitstellung von Flächen an den großen globalen IP-Netzstandorten von Cable & Wireless, eine Bandbreitengarantie sowie die Überwachung der Kunden-Ports. Er soll ab Juli 2000 zunächst an ausgewählten Netzstandorten in den USA bereitgestellt werden. Eine Ausdehnung auf europäische Standorte ist für Anfang nächsten Jahres vorgesehen. Ein Web-Hosting-Service des Carriers für kleine und mittlere Unternehmen trägt den Namen "Shared Web Hosting".

Global One dagegen kündigt den Service "Global Internet VPN" an. Dieser Dienst erlaubt Kunden, Daten über virtuelle private Netze (VPNs) zu transportieren, die den Standard Ipsec unterstützen. Er wird in den 80 Ländern verfügbar sein, in denen es schon den Global IP Service gibt. Wo dieser Dienst noch nicht zugänglich ist, soll ein Zugang über Frame Relay, ATM, Festverbindungen oder über das öffentliche Internet geschaffen werden.

Auch Carrier wie die Deutsche Telekom und Mannesmann Arcor sind im Bereich Datendienste aktiv. So bietet etwa die Telekom VPNs, ATM, Internet-Zugang, Sicherheitslösungen und E-Commerce an. Arcor verfügt über Lösungen für lokale Netze, X.25 und Frame Relay. "Sprache wird dennoch nicht aus dem Portfolio der Carrier verschwinden", fasst Patrick Liles, ein Research-Analyst der Yankee Group, zusammen. "Sie brauchen den Umsatz, um überhaupt in schnell wachsende Gebiete zu investieren."