TK-Branche zahlt am wenigsten

22.08.2001
Von in Alexandra
Überproportional stiegen die Gehälter in der Telekommunikation im vergangenen Jahr um durchschnittlich 4,44 Prozent an. Dennoch verdient man hier im Schnitt immer noch weniger als in anderen Branchen. Das ergab der aktuelle Einkommensvergleich des Berufsverbandes Ingenieure für Kommunikation (Ifkom).

Im Branchenvergleich kommen Fach- und Führungskräfte in der TK durchschnittlich auf ein Einkommen von 169 000 Mark im Jahr und liegen damit weit abgeschlagen hinter Beschäftigten bei Versicherungen (262 000 Mark) oder Banken (229 000 Mark). Das führt Ifkom-Geschäftsführer Benedikt Jerusalem auf zwei Faktoren zurück: Zum einen zieht die schwierige wirtschaftliche Lage eine zurückhaltende Einstellungspolitik der Unternehmen und reduzierte Einstiegsgehälter nach sich.

Benedikt Jerusalem
Benedikt Jerusalem

Zum anderen ist das Gehaltsniveau bei der Deutschen Telekom traditionell niedrig. Sie bezahlt zwar ihre Führungskräfte marktgerecht, aber nicht ihre Fachkräfte. So zeigte die Auswertung von 631 Datensätzen, dass Fachkräfte bei der Deutschen Telekom im Schnitt gerade einmal die Hälfte der Jahresbezüge ihrer Kollegen bei den TK-Herstellern bekommen.

Nimmt man die Führungskräfte dazu, verringern sich die großen Abstände: So verdienten Fach- und Führungskräfte bei TK-Herstellern mit durchschnittlich 183 000 Mark am besten. Darauf folgen überregionale Telefongesellschaften (165 000 Mark), TK-Dienstleister (161 000), die Deutsche Telekom (160 000 Mark) und regionale Telefongesellschaften (155 000 Mark). Bei den Gehältern der Telekom ist allerdings ein 20-prozentiger Korrekturaufschlag für Beamte und beurlaubte Beamte berücksichtigt, da diese keine Abgaben an die Sozialversicherung leisten müssen.

Im Kommen sind laut Ifkom auch variable und andere Gehaltsbestandteile wie Dienstwagen oder betriebliche Altersvorsorge. Demnach sind bis zu 15 Prozent der Bezüge für Manager in den ersten drei Unternehmensebenen erfolgsabhängig. Ein Dienstwagen, den sie auch privat nutzen können, steht in der Unternehmensleitung 86 Prozent zur Verfügung, in der dritte Ebene ist es noch knapp jeder Vierte. Vor allem in der zweiten und dritten Führungsebene haben im Vergleich zu 1999 erheblich mehr Beschäftigte dieses Privileg bekommen. Auch eine zusätzliche betriebliche oder vom Arbeitgeber bezahlte Altersversorgung ist in der TK-Branche vor allem bei Herstellern (77 Prozent), der Deutschen Telekom (68 Prozent) und anderen überregionalen Telefongesellschaften (60 Prozent) weit verbreitet.

Ungeachtet des im Branchenvergleich niedrigeren Verdienstes in der Telekommunikation ist die Arbeitsbelastung für die Mitarbeiter hoch. Sie steigt mit der Führungsverantwortung und liegt in der Unternehmensleitung bei 60 Wochenstunden. Fachkräfte arbeiten pro Woche durchschnittlich 45 Stunden. Das Gros der Befragten wünscht sich darum eine Verkürzung der Lebensarbeitszeit oder freie Ausgleichstage, während bezahlte Überstunden nur noch für 43 Prozent der Befragten eine Alternative sind.