TK-Branche holt in Sachen Gehalt auf

04.09.2002
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Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.
Um durchschnittlich 4,12 Prozent stiegen die Gehälter in der Telekommunikation im vergangenen Jahr, in anderen Wirtschaftsbereichen dagegen nur um 3,65 Prozent. Damit schafft die gebeutelte Branche den Anschluss ans Mittelfeld. Dies ergab der aktuelle Gehaltsvergleich des Berufsverbandes Ingenieure für Kommunikation (Ifkom).

„Die Telekommunikation konnte ihren Rückstand gegenüber besser zahlenden Branchen wie Banken, Metall und Elektro oder Elektrizitätswirtschaft deutlich verringen. Das überrascht umso mehr, weil sie gerade 2001 erhebliche wirtschaftliche Rückschritte hinnehmen musste“, kommentiert Benedikt Jerusalem, Bundesgeschäftsführer der Ifkom, die Ergebnisse der Studie, die die Einkommenssituation gegen Ende 2001 widerspiegelt. Teilgenommen haben 684 Fach- und Führungskräfte der Telekommunikation, insgesamt wurden 3300 Erhebungsbögen aus den unterschiedlichsten Wirtschaftsbereichen in den Branchenvergleich miteinbezogen.

Wie in den vergangenen Jahren auch eröffnen sich bei den TK-Herstellern die besten Verdienstchancen in der Branche: Hier stieg das durchschnittliche Jahreseinkommen von 94000 auf 105000 Euro. Auf den nächsten Plätzen folgen TK-Dienstleister mit 92000 Euro, überregionale Telefongesellschaften mit 91000 Euro und die Deutsche Telekom mit 84000 Euro. Ein Blick auf die einzelnen Beschäftigten zeigt, dass die Fachkräfte bei TK-Herstellern im Schnitt 69000 Euro im Jahr verdienen, bei überregionalen Telefongesellschaften 64000 Euro.

Fachkräfte verdienen mehr

Unter den einzelnen Tätigkeitsbereichen haben Mitarbeiter in Qualitätswesen (73000 Euro) und Marketing (71000 Euro) die Nase vorn. In den IT-Abteilungen der TK-Firmen erhalten die Fachkräfte im Schnitt 64000 Euro. Laut Ifkom sind besonders die Gehälter der Fachkräfte im Vergleich zum Jahr 2000 deutlich angestiegen.

Die TK-Hersteller entlohnen ihre Fach- und Führungskräfte im Vergleich zu anderen Unternehmen der Branche am besten.
Die TK-Hersteller entlohnen ihre Fach- und Führungskräfte im Vergleich zu anderen Unternehmen der Branche am besten.

Allerdings gilt, dass sich das Einkommen mit Zunahme der Führungsverantwortung erhöht. So zahlen TK-Hersteller Führungskräften der dritten Ebene durchschnittlich 104000 Euro im Jahr, während Mitglieder der ersten Führungsebene bei TK-Herstellern bereits auf 146000 Euro im Jahr kommen. Zum Vergleich: Wer der ersten Führungsebene angehört, verdient bei der Deutschen Telekom 125000 Euro und bei überregionalen Telefongesellschaften 114000 Euro. Schlusslicht sind hier wie in anderen Bereichen auch die regionalen TK-Gesellschaften, die die Führungskräfte der ersten Ebene mit durchschnittlich 77000 Euro entlohnen.

Eine selbstverständliche Zusatzleistung für Führungskräfte in der Telekommunikation ist der Dienstwagen: In der Unternehmensleitung bekommt ihn jeder, in der ersten und zweiten Führungsebene mehr als 80 Prozent. In der dritten Führungsebene genießen immerhin noch 40 Prozent das Privileg des Firmenfahrzeugs, unter Fachkräften sind es 15 Prozent.

Mehrarbeit gehört für die meisten zum Alltag

Eine wichtige Rolle spielt auch die zusätzliche betriebliche oder vom Arbeitgeber bezahlte Altersversorgung, die zwei Drittel der Teilnehmer erhalten. Unter den Firmen sind es wiederum die TK-Hersteller, die diese Zusatzleistung am meisten anbieten. Wie in Boom-Zeiten arbeiten die TK-Mitarbeiter auch in wirtschaftlich schwierigeren Zeiten mehr, als der Tarifvertrag vorgibt: So kommen die Fachkräfte auf 45 Stunden, mit zunehmender Führungsverantwortung steigt die Arbeitszeit dann bis zu 60 Wochenstunden (Unternehmensleitung).

Ungeachtet dessen fordern aber weniger Befragte als im vergangenen Jahr Maßnahmen wie eine verringerte Lebensarbeitszeit, bezahlte Überstunden oder Freizeitausgleich. „Diese Zurückhaltung muss man auch vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Situation sehen. Hier spiegelt sich eine gewisse Vorsicht wider“, sagt Ifkom-Pressesprecher Wolfgang Brüggen.

Der Berufsverband geht davon aus, dass es im laufenden Jahr keine überproportionalen Gehaltssteigerungen geben wird. Die hohen Werte der Untersuchung sind nach seiner Ansicht auch mitunter darauf zurückzuführen, dass die Gehälter traditionell zu Jahresanfang erhöht werden - und sich Anfang 2001 die Lage für manches Unternehmen doch noch rosiger ausnahm.