Das kommt davon, wenn Hardware immer billiger wird . . .

Tischcomputer spart 90 Prozent Meßzeit

18.09.1981

DONAUWÖRTH (es) - Die billigen Tischcomputer vom Schlage eines Apple oder Commodore, im Grunde nicht viel mehr als 8-Bit-Mikroprozessoren mit ein bißchen drumherum, bewähren sich in Small-Business-Anwendungen, im Labor und im privaten Bereich.

Als fertig konfigurierte Einheiten, leicht in Basic zu programmieren, werden die Mikros überdies gern da eingesetzt, wo zwar einige Chips die Sache auch täten - doch diese wären aufwendig zusammenzustellen und in Assembler zu programmieren. Die Kraftzwerge können sogar einen

ganzen Haufen aufwendiger, teurer Spezial-Elektronik beziehungsweise Rechner herkömmlicher Art ersetzen.

Ein Beispiel dafür liefert der Unternehmensbereich Drehflügler und Verkehr des Konzerns Messerschmitt-Bölkow-Blohm (MBB) in Donauwörth. Dort suchte die Abteilung Qualitätssicherung schon seit langem nach Wegen, die einzelnen Meßobjekte schneller und einfacher zu vermessen,

also beispielsweise die exakten Konturen- und Oberflächen-Daten dreidimensionaler Objekte zu bestimmen einer Flugzeug-Nase etwa.

Die Donauwörther koppelten daher ihre vorhandene 3D-Koordinaten-Meßmaschine mit einem Commodore-Tischcomputer samt Doppel-Floppy-Laufwerk und IEC-Schnittstelle für alles in allem 22 000 Mark Hardware-Kosten, gaben weitere 8000 Mark für Software aus (Programme in Basic) und können nun beispielsweise die Oberfläche eines bestimmten Reflektors in einem Zehntel der früher benötigten Zeit ausmessen.

Dank der Kopplung Rechner-Meßmaschine brauchen, wie die MBB-Hauszeitschrift meldet, keine Meßwerte mehr abgelesen und aufgeschrieben zu werden, denn sie gehen über den Datenbus direkt in den Rechner. Auch erübrigt es sich, jeden Meßpunkt einzeln für sich abzutasten. Der Commodore-Rechner verarbeitet automatisch die eingehenden Informationen, stellt selbsttätig einen Sollist-Vergleich an und druckt die Resultate in einem ausführlichen Protokoll aus.

Es fällt nicht allzuschwer, sich bei spezialisierten Computer-Anwendungen der geschilderten Art Erweiterungen dergestalt vorzustellen, daß die aus dem Meßdaten-Rohmaterial herausgefilterten relevanten Werte, beispielsweise über Abweichungen vom Soll, per Datenleitung an einen übergeordneten weiteren Rechner geschickt werden - ganz im Sinne des "Distributed Data Processing" mit Mikroprozessoren, wie ICL-Produktmanager Gerd F. Weber es in CW 33 konzeptionell vorgestellt hat. Hierarchisch gegliederte Rechner-Netze haben halt einfach einen gewissen Sex-Appeal.